Name: Bassposaune in B/F
Schreibweisen
Englisch: bass trombone in Bb/F
Französisch: trombone basse
Italienisch: trombone basso in Si b/ Fa
Klassifikation: Aerophon, Polsterzungen-Instrument, Blechblasinstrument
Material: Überwiegend Messing , oft Goldmessing; Neusilber (Innen- und Außenzüge)
Mundstück: Kesselmundstück, etwas größer als bei der Tenorposaune
Rohr: Länge ca. 269–290 cm, Verlauf überwiegend zylindrisch
Mensur: Etwas weiter als die Tenorposaune, Innendurchmesser 13,8 mm
Zug
Ventile: 2 Ventile, Tonsenkung um eine Quart (zum F) und eine kleine Terz (zum D)
Stürze: Randdurchmesser 22,8–26,7 cm
Die Bassposaune ist eine Zugposaune mit 2 Ventilen, die mit dem Daumen der linken Hand bedient werden. So ist es möglich, während des Spiels die Stimmung von B nach F oder D zu senken. Nur mittels Quartventil (F-Stimmung) und zusätzlichem Terzventil (D-Stimmung) wird die gesamte chromatische Skala verfügbar. Die Bassposaune bietet einen sehr großen Tonumfang und relativ leichte Spielbarkeit im tiefen Register.
Unsere Bassposaunen
Die Entwicklungsgeschichte der Posaunen zeigt, dass die hohen Instrumente im 19. Jahrhundert an Bedeutung verloren, während die tiefen technisch immer ausgereifter wurden.
Bereits im 16. Jahrhundert spielte die Bassposaune innerhalb der Instrumentenfamilie (Sopran-, Alt-, Tenor-, Bassposaune) eine wichtige Rolle. Aufgrund ihrer Stimmungen in Bezug auf die Tenorposaune wurden diese Instrumente Quart- oder Quintposaune genannt. Vereinzelt wurde es in der Folge zur Praxis, mit Hilfe eines Quart- oder Quintbogens, der in die Tenorposaune gesteckt wurde, die notwendige Rohrlänge zu erreichen. So konnte die Tenorposaune fallweise auch als Bassinstrument eingesetzt werden, wie es bis Ende des 18. Jahrhunderts üblich war. Die maximale Zuglänge von 92 cm (bei der Es-Bassposaune) und die weit auseinanderliegenden Positionen schränkten die Beweglichkeit dieser Bassposaunen im tiefen Bereich erheblich ein. Die Chromatisierung der Hörner und Trompeten zu Beginn des 19. Jahrhunderts erhöhte auch die Anforderungen an die Bassposaune, daher wurden eine größere Beweglichkeit im Bereich der Großen Oktave und eine Verbesserung des Ansatzes angestrebt.
Tenorbassposaune (Musikinstrumentenmuseum Schloss Kremsegg, Austria, Sammlung Streitwieser)
Die zwischen 1813 und 1830 erfundenen Ventile regten den Leipziger Instrumentenbauer F. C. Sattler im Jahre 1839 zur Entwicklung der Tenorbassposaune an. Sein Verdienst war es, das zusätzliche Rohrstück (Quart- oder Quintbogen) in den U-förmigen Bogen vor dem Schallstück zu integrieren, ohne sonstige Veränderungen an der Tenorposaune vorzunehmen. Durch die Platzierung des zusätzlichen Rohrstücks vor der Stürze wurde es möglich, mit dem Zugsystem der Tenorposaune in Basslage zu spielen, d. h.: Mit den kleineren Zugweiten der Tenorposaune ließ sich die Beweglichkeit im Bassbereich erhöhen. Durch ein Ventil (Quart- oder Quintventil) konnte der Posaunist nun während des Spiels zwischen Tenor- und Basslage umschalten.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts verdrängte die neue Tenorbassposaune die Bassposaune aus den Orchestern und nimmt seither die Stelle der 3. Posaune ein. Inzwischen hatte sich die dreistimmige Posaunengruppe im Orchester etabliert.
Bis Ende des 18. Jahrhunderts gab es drei Posaunengrößen: Alt, Tenor und Bass. Aus diesen entwickelte sich die dreistimmige Posaunengruppe in Orchestern. Bald wurden die oberen Stimmen von Tenorposaunen in B, die untere von einer Tenorbassposaune ausgeführt. Auch reine Bassposaunen in F wurden eingesetzt, allerdings relativ selten. Sie wurden bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts v.a. für Militärkapellen gebaut.
In Wagners Ring-Partitur wurden bereits Tenorbassposaunen vorgeschrieben. Häufig wurden auch alle drei Posaunen mit einer Tenorbassposaune besetzt.
Komponisten wie Schönberg, Berg, Strawinsky und Schostakowitsch führten die Posaunenstimme so, dass sie nur von einer Tenorbassposaune gespielt werden konnte. Heute gehört die Tenorbassposaune (mit Quart- und Quintventil) zur Standardbesetzung eines Symphonie- oder Opernorchesters. Trotz des großen Tonumfangs der Tenorbassposaune hat in neuerer Zeit eine Trennung zwischen Tenorbass- und Bassposaune stattgefunden – beide beruhen auf Sattlers Funktionsprinzip. Beide Instrumente haben dieselbe Rohrlänge, die Bassposaune hat jedoch eine größere Mensur (ab 13,8 mm), ein weiteres Schallstück (ab 24,8 cm), ein zusätzliches Ventil (entweder Es oder D) und ein größeres Mundstück.
Bassposaune in B, Hermann Heinel, Markneukirchen, Deutschland (Musikinstrumentenmuseum Schloss Kremsegg, Austria, Sammlung Streitwieser)
Um 1830 führte das von Blühmel und Stölzel entwickelte Ventilsystem zum Bau der Ventilposaune, wobei der Zug durch Ventile ersetzt wurde. Zwar ist die Beweglichkeit dieses Instruments groß, aber der typische Posaunenklang fehlt. Im 19. Jahrhundert war sie eine Zeit lang in der italienischen Oper in Verwendung (z.B. in Verdis "Aida", "Troubadour"). Heute findet man die Ventilposaune noch in Militärorchestern und in der Harmoniemusik.
Die Notation der Bassposaune erfolgt nicht transponierend im Tenor- und Bassschlüssel. Meist sind alle drei Posaunenstimmen in der hohen Lage im Tenorschlüssel und in der tiefen Lage im Bassschlüssel notiert.
Obwohl die Bassposaune in B/F gestimmt ist, wird die Stimmung bei der Notation nicht berücksichtigt: Die Notation entspricht dem Klang. Da es in der Posaunenfamilie verschiedene Grundstimmungen gibt – die Altposaune steht in Es, die Bassposaune in B/F, die Kontrabassposaune in B –, muss der Spieler beim Wechsel des Instruments eine verschiedene Griffweise anwenden. Besonders anspruchsvoll ist die Griffweise bei der Bassposaune, wo mittels Quartventil die Grundskala von B1 nach F1 und zusätzlich – je nach Instrument – nach Es1 oder D1 vertieft werden kann.
Der Tonumfang der Bassposaune reicht von B2 – f2
Tenorbass- und Bassposaune verfügen über den größten Tonumfang aller Blasinstrumente.
Die ausführbare Naturtonreihe reicht bei der Bassposaune vom 1. bis zum 12. Naturton. Da der 1. Naturton anspricht, können auch Pedaltöne erzeugt werden. Diese gehören im 20. Jahrhundert zum üblichen Tonvorrat der Posaunen. Bei der Bassposaune sprechen diese aufgrund der weiteren Mensur leicht an.
In der B-Stimmung (bei geschlossenen Ventilen) sind wie bei der Tenorposaune 7 Positionen (Zuglängen) spielbar. Jede Position erniedrigt die Naturtonreihe um einen Halbton:
In der F-Stimmung (bei offenem Quartventil) sind 6 Positionen spielbar:
In der D-Stimmung (bei offenem Terzventil) sind 5 Positionen möglich:
Die Rohrlänge der B-Stimmung (mit geschlossenen Ventilen) beträgt in der kürzesten (1.) Position 290 cm.
In der D-Stimmung (bei offenem Terzventil) in der längsten möglichen (5.) Position beträgt die Rohrlänge 563 cm. Der Posaunist muss also beim tiefsten Ton der Bassposaune eine 5,6 Meter lange Luftsäule in Bewegung setzen bzw. eine 1,7 m längere Luftsäule als beim höchsten Ton!
Note
In der Regel werden Tenorbassposaunen oberhalb des c als Tenorposaunen (Ventile geschlossen) und unterhalb davon als Bassposaunen verwendet (Quartventil oder Quart- und Terzventil offen). Das Spielen mit offenen Ventilen hat eine Änderung der Klangfarbe zur Folge.
Die Lücke zwischen B1–E, die auf der Tenorposaune zwischen dem Pedalton der ersten Position (B1) und dem 2. Naturton der 7. Position (E) besteht, wird auf der Bassposaune mit Hilfe des Quart- und Terzventils geschlossen. Somit steht die volle chromatische Skala zur Verfügung. Die problematischen Töne H1 und C, die mit Hilfe des Quartventils alleine gar nicht spielbar wären, können durch Zuschaltung des Terzventils gut hervorgebracht werden. Diese Töne wurden schon in älteren Partituren vorgeschrieben, wo sie von der alten Bassposaune leicht gespielt werden konnten.
Bei geschlossenen Ventilen sind dieselben spieltechnischen Möglichkeiten gegeben wie bei der Tenorposaune.
Durch die Ventile ergeben sich weitere spieltechnische Möglichkeiten.Zugtechnische Erleichterungen in der kleinen und in der großen Oktave erlauben schnelleres Spielen im tiefen Register: Bei schnellen Skalen können kürzere Positionswechsel gewählt werden, wodurch sich die Präzision erhöht.
Der einfache Zungenstoß ist mit einer Geschwindigkeit von MM 120 (=4 Sechzehntel pro Viertel = 120) ausführbar. Der Spieler artikuliert ein T T T T.
Eine Tonhöhenschwankung im mikrotonalen Bereich, die in allen Tempoebenen und auf allen Dynamikstufen möglich ist: von pp bis ff und von langsam bis schnell kann nahezu stufenlos Vibrato gespielt werden.
Sforzato
Forciertes kurzes Anblasen, danach schnelle Reduktion der Tonintensität.
Sforzatissimo
Forciertes kurzes Anblasen, danach Beibehaltung der Tonintensität.
Fortepiano
RRasche dynamische Reduzierung von forte auf piano.
Ist bis MM 144 (= 4 // pro Viertel = 144) ausführbar. Artikulation: TKTK
Sehr schnell. Artikulation: TTKTTK
Artikulation: Ein rollendes R gegen die Vorderseite des Mundes.
Alle fehlenden Töne können wie beim Streichinstrument durch ein Zuggleiten hörbar gemacht werden. Diese Praxis ist zuerst um die Jahrhundertwende in Amerika aufgetaucht und hat über den Jazz langsam Eingang in die Orchesterpraxis des Symphonieorchesters gefunden.
Ist auf- wie abwärts möglich. Die maximale Ausdehnung beträgt eine verminderte Quint (das Intervall, das sich zwischen der 1. und 7. Position ergibt). Dieses Glissando kann auf jedem Teilton ausgeführt werden, wobei es nicht möglich ist, während der Ausführung den Teilton zu wechseln.
Terzventil: Glissandos über eine gr. Terz (= 1.–5. Position), vom 2. bis 12. Naturton.
Während der Zug (höchstens über 3 Positionen) nach unten geht, führt das Glissando in Gegenbewegung nach oben. Sehr schwer auszuführen.
Der Triller auf der Posaune gehört eher zu den groben Klangeffekten.
Entstehen durch den schnellen Wechsel der Lippenspannung und gelingen nur zwischen benachbarten Teiltönen derselben Reihe. Es sind nur Ganztontriller zwischen d1 und d2 möglich.
Schneller Wechsel zwischen 2 benachbarten Positionen, eher ungenaue Intonation und nur bis in die 4. oder 5. Position möglich. Halbtontriller ohne Neuartikulation.
Präzisierung des Klanges im Forte, subtile pianissimo-Wirkungen.
Jedes Intervall derselben Reihe kann durch Verschleifen gespielt werden. Englisch: slur.
Metallisch, kräftig, überwältigend, massiv, gespannt, durchdringend, dramatisch, hart, voll, finster, weich, rund.
Durch die ein wenig weitere Mensur hat die Bassposaune im Allgemeinen einen etwas dunkler gefärbten und volleren Klang als die Tenorposaune.
Pedaltöne
B2 - B1Gut ansprechende Pedaltöne durch die etwas weitere Mensur.
Tiefes Register
H1 – fNach oben wie das tiefe Register der Tenorposaune. Typischer Bassbereich, eigentlicher Posaunenbassbereich, wuchtige metallische Klänge, gut ansprechende sforzato-Klänge.
Mittleres Register
fis – f1Etwas dunkler als die Tenorposaune.
Hohes Register
fis1 – f2Die höchsten Töne sprechen etwas schwerer an als auf der Tenorposaune.
In Orchesterpartituren als 3. Posaune notiert, spielt die Bassposaune häufig die Unteroktave der Tenorposaune oder die Oberoktave der Kontrabassposaune. Ihr Klang behauptet seine Wirkung sowohl in mehrfachen Oktavkombinationen, wie als Fundamentalbassstimme.
Gute Klangverbindung mit der Trompete, Aufhellung des Posaunenklanges.
Der Metallklang der Bassposaune wird von den Hörnern gedeckt. 1 Posaune = 2 Hörner bei gleicher dynamischer Notierung.
Mit dem Cello, dem Kontrabass, dem Fagott und dem Kontrafagott ergibt sich durch die Dunkelheit der Klänge eine gute Verbindung, wobei der Posaunenklang tragend ist, Fagott oder Cello dem Posaunenklang nur Farbe hinzufügen.
Die Posaune ist als Symbol für das Jenseitige, das Übernatürliche, die Hölle, die Unterwelt zu sehen. Ihrem gewaltigen Klang wird die Macht zugeschrieben, die Schrecken und unbekannten Dimensionen dieser dunklen Welten im Zuhörer wachzurufen. Vor allem in Requiem-Kompositionen (Mozart, Berlioz, …) haben die oft vielfach besetzten Posaunen beim "Dies irae" und "Tuba mirum" die Aufgabe, die Furcht beim Übergang in die jenseitige Welt vor Augen zu führen. Es handelt sich somit um ein religiöses Symbol. In der Opernmusik ist die Posaune mit derselben Klangsymbolik seit Monteverdi vertreten (Weber: "Freischütz").
Giuseppe Verdi
- Sizilianische Vesper (1855)
- Die Macht des Schicksals (1862)
- Otello (1887)
- Falstaff (1893)
Richard Strauss
- Die Frau ohne Schatten (1919)
Giacomo Puccini
- La Bohème (1896)
- Eugène Bozza
- New Orleans (1962)
On this page
- Geschichte
- Renaissanceposaune – erste Versuche in der Basslage
- Romantik – die Tenorbassposaune als Universalinstrument
- Notation
- Tonumfang
- Tonerzeugung
- Ohne Ventil
- Mit Quartventil
- Mit Terzventil
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- Flatterzunge
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- Triller
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- Verschleifen
- Klangcharakter
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- Bassposaune + Blechblasinstrumente
- Bassposaune + Streicher, Holzblasinstrumente
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- Opern
- Klavier und Bassposaune