Name: Kontrabasstuba in B
Schreibweisen
Englisch: contrabass tuba in Bb
Französisch: tuba contrebasse in si bémol
Italienisch: tuba contrabassa in Si bemolle
Klassifikation: Aerophon, Polsterzungeninstrument, Blechblasinstrument. Gehört zur Familie der Ventil-Bügelhörner
Material: Messing, Goldmessing, Neusilber, Goldlack
Mundstück: Großes Bechermundstück
Rohr: Länge 540 cm, Bohrungsverlauf kontinuierlich konisch
Mensur: Sehr weit, Innendurchmesser 19–21 mm
Ventile: 5 Ventile (Senkung um 1, ½, 1½ Töne, Quart, Quint). Bei 6-ventiligen Instrumenten: 5. Ventil großer Ganzton; 6.Ventil großer Halbton.
Stürze: Randdurchmesser 38–48 cm
Die Kontrabasstuba wird heute in zwei Stimmungen gebaut: in C und in B. Ihr Haupteinsatzgebiet befindet sich im Opernorchester und in Blas- und Militärmusikkapellen. Im Symphonieorchester wird sie eher selten vorgeschrieben.
Kontrabasstubas werden im Wesentlichen in 2 verschiedenen Formen gebaut: in Tubaform und in runder Form. Runde Tubas werden auch Helikon genannt.
Das Sousaphon wurde vom amerikanischen Komponisten Jean Philipp Sousa nach dem Vorbild des Helikons entwickelt und 1908 zum ersten Mal gebaut. Dieses Instrument wurde für Marschzwecke über die Schulter gehängt und war wegen seiner enormen Klangentwicklung vor allem für Freiluftmusik geeignet. Die Rohrlängen gingen von 3,6 m bis 17 m. Die langen Rohre und das überdimensionierte Schallstück dienten v.a. Showzwecken.
Ebenso gibt es eine Vielfalt an Größen, Mensuren und Ventilsystemen.
Das Schallstück führt entweder links oder rechts am Kopf des Tubisten vorbei, dies hängt unter anderem von der Art der Ventile ab: Perinètventile oder Drehventile sind in gleicher Weise üblich.
Kontrabasstubas in B mit besonders weiter Mensur werden in Österreich und Deutschland auch "Kaiserbässe" genannt.
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Auch: Pumpventil. 1838 von François Périnet in Paris patentiertes Ventil, das eine Weiterentwicklung des 1814 von Heinrich Stölzel in Berlin vorgestellten Schubventils darstellt. Neben dem Drehventil bei Blechblasinstrumenten weltweit am häufigsten eingesetzt.
Auch: Zylinderventil. 1835 von Joseph Riedl in Wien entwickeltes Ventil, das heute neben dem Périnet- bzw. Pumpventil bei Blechblasinstrumenten weltweit am häufigsten verwendet wird.
Die zahlreichen Versuche, ein Bassinstrument zu bauen, das sowohl zu einem tragfähigen Ton als auch zu einer befriedigenden Intonation fähig war, mündeten in der Erfindung der modernen Tuba. Im Jahre 1835 erwarben der Posaunist Wilhelm Wieprecht (1802–1872) und Johann Moritz in Berlin das Preußische Patent für die Basstuba. Dieses Instrument aus Messing war in F gestimmt und mit 5 Pumpventilen ("Berliner Pumpen") ausgestattet.
Die Ventile 1 und 2 erniedrigten den Grundton um einen Ganz- bzw. Halbton bezogen auf die Grundstimmung F, Ventil 3 erniedrigte die Grundstimmung um eine Quart, nämlich von F nach C. Ventil 4 und 5 um einen Ganz- bzw. Halbton von C aus (großer Halb- bzw. Ganzton), Die relativ enge Bohrung ließ die tiefen Töne nicht stark klingen.
Um ein größeres Volumen im tiefen Bereich zu erreichen, ließen sich mehrere Instrumentenbauer von Wieprechts Erfindung inspirieren und bauten in der Folge größere und weiter mensurierte Instrumente. Der Instrumentenbauer Vaclav Frantisek Czerveny (1819–1896) baute im Jahre 1845 in Königgrätz eine Kontrabasstuba in C und F, die er Contrabaß und Subcontrabaß nannte.
Sie sollte ihrer Bestimmung nach hauptsächlich im Blasorchester Verbreitung finden. Richard Wagner (1813–1883) war der erste, der die Kontrabasstuba in seinem "Ring des Nibelungen" ins Opernorchester einführte. Anton Bruckner (1824–1896) schrieb sie in seiner 7., 8. und 9. Symphonie vor, Richard Strauss (1864–1949) in seiner "Elektra".
Im Jahre 1883 entwickelte Czerveny ein besonders weit mensuriertes Instrument (ca. 21 mm), den berühmt gewordenen "Kaiserbass". Die Stimmungen variierten zwischen F, Es, C und B, die Formen waren entweder elliptisch, in Helikonform oder in Tubaform, der Klang weich und voll.
Zur selben Zeit waren in Italien von Pelliti in Mailand gebaute Kontrabasstubas unter dem Namen Pelliton bekannt.
Tuba in B, Cerveny & Söhne, Königgrätz, Tschechien, ca. 1910 (Musikinstrumentenmuseum Schloss Kremsegg, Austria, Sammlung Streitwieser)
Basshelikon
In den USA baute der Instrumentenbauer Conn im Jahre 1908 das vom Komponisten Jean Philipp Sousa entwickelte Sousaphon, ein weit mensuriertes Instrument in Es oder B, vor allem für Aufführungen im Freien konzipiert.
In der Entwicklung der modernen Bass- und Kontrabasstubas geht die Tendenz in Richtung Erweiterung der Mensur.
Bass-Sousaphon
Die Notierung der Bass- und Kontrabasstuba erfolgt in der Regel nicht transponierend im Bassschlüssel. Die Stimme bewegt sich in Kontrabasslage.
In der Blasmusik wird die Kontrabasstuba in B nach Ländern verschieden notiert.
In Deutschland, Italien und England im nicht-transponierenden Bassschlüssel.
In Frankreich, Belgien, Niederlande transponierend, ohne Vorzeichen, im Bassschlüssel. (Klang = große Sekunde tiefer als notiert):
In der Schweiz transponierend, im Violinschlüssel, ohne Vorzeichen (Klang = 2 Oktaven plus eine große Sekunde tiefer als notiert):
Der Tonumfang der Kontrabasstuba reicht von A2 – b
Tiefes Register A2 – B1 Mittleres Register H1 – B Hohes Register H – bBei allen konischen Instrumenten sprechen die Pedaltöne (1. Naturtöne) gut an, trotzdem erfordern sie auf großen Instrumenten eine gewaltige Anstrengung des Spielers. Aufgrund des enormen Atemverbrauchs kann auf der Kontrabasstuba in B nur der Grundton (1. Naturton, Pedalton B2) gespielt werden, der sich höchstens um zwei Stufen vertiefen lässt (As2). Somit stehen höchstens drei Pedaltöne zur Verfügung, die allerdings sehr schwer zu erzeugen sind und deswegen kaum vorgeschrieben werden.
Die Naturtonreihe kann bis zum 8. Naturton durch Überblasen genutzt werden. Somit stehen folgende Naturtonreihen als Tonumfang zur Verfügung:
- Naturtonreihe auf B2: Vom 1.–8. Naturton
- Naturtonreihe auf A2: Vom 1.–8. Naturton (1. Naturton (Pedalton) = schwer)
- Naturtonreihe auf As2: Vom 1.–8. Naturton (1. Naturton (Pedalton) = sehr schwer)
- Naturtonreihen von G2 abwärts bis H3: Vom 2.–8. Naturton
Die chromatische Skala ist über den ganzen Tonumfang lückenlos spielbar, wobei B2 und A2 Pedaltöne sind; alle übrigen Töne des Tonumfangs können als Naturton 2 und höher gespielt werden.
Grundsätzlich sprechen tiefe Instrumente schwerer – und zeitlich später – an als hohe. Die Luftsäule im Rohr erfordert als Masse einen längeren Zeitraum bis sie anspricht: Je tiefer der Ton, desto länger braucht er, um sich aufzubauen. Dies gilt für kein anderes Instrument in einem solchen Ausmaß wie für die Kontrabasstuba. Dieser Verzögerung tragen Tubisten insofern Rechnung, als sie den Ton bewusst früher ansetzen – sie sind dem Dirigenten sozusagen um eine Nasenlänge voraus.
Eine weitere Schwierigkeit in der Praxis des Tubaspielens liegt darin, dass Tubisten in der hintersten Reihe des Orchesters platziert sind, in der Nähe von Stoffen und Oberflächen, die einen Teil des Klanges absorbieren. Auch die Nähe zu den Pauken lässt einen Teil der Obertöne des Tubaklanges verschwinden, da sie vom Paukenklang absorbiert werden.
Die Basstuba hat den gleichen Tonumfang wie die Kontrabasstuba, somit könnten alle geläufigen Partien auch auf der Basstuba ausgeführt werden – die Basstuba in F kann bis zum B2 gespielt werden. Die tiefsten Töne sind auf beiden Instrumenten gleich schwer zu blasen. Die Kontrabasstuba wird jedoch wegen der noch größeren Klangfülle und wegen des dunklen Charakters in dieser Lage bevorzugt eingesetzt. Den Schwierigkeiten der Tonerzeugung – Atemverbrauch, Phrasenlänge, Wechsel des Dämpfers – müssen Komponisten und Arrangeure bei diesem Instrument besondere Aufmerksamkeit schenken.
Die Kontrabasstuba ist in ihrer Beweglichkeit gegenüber ihrer "kleineren Schwester", der Basstuba, deutlich eingeschränkt. Langsame und getragene Tonfolgen sind für dieses Instrument am besten geeignet. Durch die weitere Mensur verbraucht der Kontrabasstubist mehr Atem als der Basstubist. Dies gilt für alle Spieltechniken.
Auf allen Tonhöhen gut ausführbare Spielweise. Aufgrund der Größe des Instruments sind besonders im Bereich der Großen und der Kontra-Oktave nur langsame und getragene Klangfolgen möglich. Nur gemäßigt schnelle Skalen sind spielbar. Auch im hohen Register ist es sehr schwer, schnelle Tonfolgen zu spielen.
Vibrato-Spielweise ist aufgrund des hohen Luftverbrauchs eingeschränkt möglich.
Sforzato
Forciertes kurzes Anblasen, danach schnelle Reduktion der Tonintensität.
Sforzatissimo
Forciertes kurzes Anblasen, danach Beibehaltung der Tonintensität.
Fortepiano
Rasche dynamische Reduzierung von forte auf piano.
Diese Spieltechnik ist eingeschränkt spielbar, wird aber nicht verlangt.
Gut ausführbar, jedoch selten vorgeschrieben.
Triller werden mit den Ventilen ausgeführt, sind gut spielbar und bieten einen guten Klangeffekt, kommen aber in der Orchesterliteratur selten vor.
Dämpfer werden eingesetzt, um das Klangvolumen herabzusetzen. Überdies wird die Klangfarbe heller. Das Einsetzen des Dämpfers erfordert aufgrund seiner Größe eine gewisse Zeit.
Legatophrasierung ist mit einem hohen Atemverbrauch verbunden, die Phrasenlängen sind mit Bedacht zu wählen. Weite Sprünge können im Legato sehr gut überbrückt werden. Folgendes Gesetz gilt für die Kontrabasstuba in besonders Weise: Je größer das Instrument, desto schwerer sind Sprünge auszuführen. Schnelle Tonfolgen in hoher Lage sind schwer spielbar.
Rund, ruhig, kräftig, stark, robust, schwer, tragfähig, einlullend, erdig, klangvoll, majestätisch, abgrundtief, grollend, unergründlich, gravitätisch, gewichtig, breit, resonant.
Klingt in allen Registern voller, runder und dunkler als die Basstuba, sowie weniger metallisch als die Bass- und die Kontrabassposaune.
Tiefes RegisterA2 – B1
Der Klang der Pedaltöne klingt erdig, grollend und unergründlich. Seine genaue Tonhöhe ist schwer zu identifizieren. Diese Töne werden in der Regel durch die Oberoktave verdoppelt.
Die höheren Töne dieses Registers (von H2 – B1), die den Naturtönen Nr. 2 entsprechen, sind sehr klangvoll, kräftig, majestätisch und tragfähig. Innerhalb dieses Registers liegt der Hauptklangbereich der Kontrabasstuba.
Mittleres RegisterH1 – B
Fortsetzung des tiefen Registers (Naturtöne Nr. 3 und 4). Unterhalb des F hat die Kontrabasstuba ihren typischen Klang, oberhalb klingt sie wie eine F-Tuba.
Hohes RegisterH – b
Sehr starker und kräftiger Klang, der im Forte leicht die Klangbalance stören kann. Der Klang ist in diesem Register ziemlich dick und entbehrt metallisch-brillanter Anteile. Oft wird für diesen Bereich die Basstuba eingesetzt.
Die Kontrabasstuba ist ein Kontrabassinstrument. Sie ist ein großer Verdoppler von anderen Bassinstrumenten: meistens in der Unteroktave. Vor allem im Tutti liegt ihre Aufgabe darin, einen tragfähigen Fundamentalbass zu bilden. Pedaltöne sind nur im Piano möglich und werden selten eingesetzt.
Bei besonders starker Bläserbesetzung, z.B. sechs oder acht Hörnern, werden zwei Tubas besetzt, entweder zwei Basstuben oder eine Bass- und eine Kontrabasstuba.
Kontrabass- und Basstuba ergeben im Unisono keine besonders interessante Klangwirkung, in Oktaven ergibt sich eine homogene, gut klingende Klangverbindung. Oktaven im Forte sind eher "gefährlich", da sie Instrumente in der mittleren Lage verdecken. Eine gute Klangverbindung ergibt sich mit den Wagnertuben.
Zusammen mit Trompeten, Hörnern und Posaunen können reveberierte Akkordkombinationen kreiert werden.
Die Kontrabasstuba spielt oft den Bass des Posaunensatzes: entweder allein, oder als Unteroktave zur Bassposaune, oder im Unisono mit der Kontrabassposaune. Kontrabasstuba und Kontrabassposaune haben ein ähnliches Klanggewicht, unterscheiden sich aber stark in der Klangfarbe.
Verdoppelung oder Oktavierung der Bassstimme gemeinsam mit dem Fagott und Kontrafagott.
Sehr gute Verbindung mit dem Kontrabass. Das Staccato ist mit dem Pizzicato des Kontrabasses vergleichbar.
Der Klang der Erde, tief im Untergrund, wenn sich langsam Schichten übereinander schieben. Klänge, die in unterirdischen Höhlen resonieren. Dieser Klang löst sich nicht von der Erde, er bleibt dem Boden verbunden, hat Gewicht. Man kann ihm nicht ausweichen, er kommt wie eine Naturkatastrophe, wenn er entfesselt ist; er liegt schwer auf der Erde, wenn er ruht.
Basshelikon in B (Detail), C.G. Conn Ltd., Elkhart, Indiana, ca. 1888/89 (Musikinstrumentenmuseum Schloss Kremsegg, Austria, Sammlung Streitwieser)
In Orchestermusik wird selten eine Kontrabasstuba von Komponisten eigens vorgeschrieben. Meist entscheiden die Musiker selber, welches Instrument für den jeweiligen Part geeignet ist.
Im Orchester seit den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts vorgeschrieben: Richard Wagner (1813–1883) "Der Ring des Nibelungen"; Anton Bruckner (1824–1896) 7., 8., 9., Symphonie; Richard Strauss (1864–1949), "Elektra".
Allgemein übliches Blasmusikrepertoire.
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