Name: (Türkisches) Becken-Paar, Becken a due
Schreibweise
Englisch: cymbals (pair)
Französisch: cymbales (à 2)
Italienisch: piatti (a due), cinelli
Klassifikation: Schlaginstrument, Idiophon (Selbstklinger) mit unbestimmter Tonhöhe, Gegenschlaggefäß
Maße: Ca. 16''–22'' (Zoll) (ca. 41–56 cm)
Stärke: 1–2 mm
Gewicht: Ca. 1500–2500 Gramm pro Becken
Material: Messingdraht, Messingblech, Neusilber, Neubronze, Bronzelegierungen
Die Familie der Becken besteht heute aus dem Becken-Paar (Becken a due), dem Hängebecken und der Hi-Hat. Becken-Paar und Hi-Hat werden durch Gegeneinanderschlagen zum Klingen angeregt, das Hängebecken wird mit einem Schlägel angeschlagen.
Das Gegeneinanderschlagen von zwei Becken (weshalb Becken als Gegenschlaggefäße bezeichnet werden) ist in allen Kulturen die ältere Musizierweise. Das Anschlagen mit einem Schlägel (Verwendung als Aufschlaggefäß) ist eine Anpassung an westliche Musizierweisen.
Das Becken-Paar wird vor allem bei musikalischen Höhepunkten eingesetzt und spielt seit der Romantik im Orchester eine bedeutende Rolle. Mit seiner gewaltigen Klangkraft kann es das gesamte Orchester übertönen.
Im Volksmund wird das Becken-Paar heute mit dem lautmalerischen Wort Tschinellen (von italienisch cinelli) bezeichnet.
In der Marsch- und Harmoniemusik (Blaskapellen) gehört das Becken-Paar seit jeher zu den wichtigsten Instrumenten. Seine rhythmische und klangliche Funktion ist so wesentlich, dass es nicht vom typischen Klangbild einer Blasmusikkapelle wegzudenken ist.
Die Bezeichnung „Cymbel“ (bzw. „Zymbel“), die ursprünglich auf alle beckenartigen Instrumente angewandt wurde, geht auf das Lateinische cymbalum bzw. griechisch kýmbalon zurück. Der Name „Becken“ verbreitete sich im 18. Jahrhundert, da die Form des Instrumentes an ein Becken erinnert.
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Das Becken-Paar markiert im Orchester meist große und wichtige musikalische Akzente, es kann aber auch als leises rhythmusgebendes Instrument im Hintergrund eingesetzt werden, z.B. zusammen mit der Großen Trommel.
Im Gegensatz dazu kann das Hängebecken durch verschiedene Schlägel und eine flexiblere Handhabung der Dynamik zwar vielseitiger eingesetzt werden, jedoch ist im größten Fortissimo die Wirkung des Becken-Paares unübertroffen – auch im Piano ist der Klang des Becken-Paares erheblich anders als der Klang des Hängebeckens.
Die Hi-Hat kommt in der modernen Orchesterliteratur nur selten vor, jedoch hat sie schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts (damals als Charleston-Maschine) seinen festen Platz in jeder Art von Tanzmusik, im Jazz und in der Rock- und Pop-Musik.
Eine kleinere Art des Becken-Paares sind die Fingerzymbeln. Wegen ihrer geringen Dynamik werden sie nur äußerst selten im Orchester benutzt und sie haben eine etwas andere Bauform als das Becken-Paar. Sie werden der Beckenfamilie auch nur im entfernten Sinne zugeordnet.
Crotales sind auf eine bestimmte Tonhöhe gestimmt und weisen eine andere Bauform als die Becken auf. Aus diesem Grund werden die Crotales nicht zur Beckenfamilie gezählt.
Der Name Cymbel (auch Cimbel oder Zymbel) kommt vom Lateinischen cymbalum (Plural cymbala, also das Becken-Paar) bzw. vom Griechischen kýmbalon.
Die Becken sind asiatischen Ursprungs und gehören zu den ältesten Schlaginstrumenten. Sie standen stets im Zusammenhang mit kultischen und religiösen Riten (z.B. Begräbnisriten), wurden aber auch als Instrumente zur Tanzbegleitung verwendet – Tänzerinnen legten sich die an einer Schnur aufgefädelten Becken um den Hals und schlugen sie zur Musik an. Die Spieltechniken der Becken, die ausschließlich paarweise verwendet wurden, umfassten Einzelschläge, Strisciatti(Gegeneinanderreiben der Becken) und Wirbel.
Schon im Altertum waren Becken in vielen verschiedenen Ausprägungen bekannt:
- als großes Becken-Paar, das ungefähr der heutigen Bauweise entspricht.
- als kleine Becken der Tänzerinnen, die wie Kastagnetten gehandhabt wurden (Fingerzimbeln).
- als Becken mit leicht aufgebogenem Rand und dosenförmiger Kuppe (Chinesisches Becken).
- als zwei Halbkugeln mit Handschlaufen aus Leder oder Handgriffen.
Die Becken wurden im Mittelalter durch die Sarazenen zunächst in Spanien und Süditalien eingeführt, gerieten in Europa aber ab Anfang des letzten Jahrtausends wieder in Vergessenheit, da offenbar die Kunst des Hämmerns verloren gegangen war. Jedoch sind die Becken bis etwa ins 15. Jahrhundert noch in mittelalterlichen Miniaturmalereien zu finden.
Erst im 17. Jahrhundert wurden die Becken im Gefolge der Türkenkriege erneut nach Europa gebracht (die Türkei war schon immer für ihre hohe Kunstfertigkeit bei der Herstellung von Becken bekannt). Die von türkischen Militärkapellen verbreitete Musik, die Janitscharenmusik, zeichnete sich durch charakteristische Lärm- und Rhythmusinstrumente aus: Große und Kleine Trommel, Becken, Triangel, Tamburin, Schellenbaum. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts fand Die Janitscharenmusik Nachahmung in der europäischen Militärmusik. Seither ist auch der Name Becken in Verwendung, da die Instrumente an die Form eines Beckens erinnern.
Bald fanden die türkischen Becken Verwendung im Opernorchester – wenn auch noch sehr selten. Christoph Willibald Gluck verwendete sie in seiner Oper „Iphigenie auf Tauris“ (1779) im Scythenchor des 1. Aktes (Becken, Triangel, kleine Trommel). Das berühmteste Beispiel für eine frühe Verwendung der Becken ist wohl Wofgang Amadeus Mozarts 1782 entstandene Türkenoper „Die Entführung aus dem Serail“ (Becken, Triangel, Große Trommel).
Ihren Stammplatz bei den Schlaginstrumenten im Orchester erlangten die Becken ab dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts. Sie wurden von Ludwig van Beethoven (in seiner 9. Symphonie), Hector Berlioz („Carmen“), Franz Liszt, Richard Wagner und anderen sehr wirkungsvoll eingesetzt.
Die modernen Becken (das Becken-Paar) sind runde, leicht kegelförmig geformte Teller mit erhöhter Kuppe in der Mitte des Tellers. Im Zentrum der Kuppe befindet sich eine kleine Öffnung zum Durchziehen einer Lederschlaufe. Der Rand des Beckens ist glatt.
Becken sind aus klanglichen Gründen meist in der Mitte etwas dicker als am Rand.
Um den Klang zu optimieren, werden Becken nach der Fertigung mit speziellen Hämmern bearbeitet. Dieser Vorgang ist äußerst heikel, da das Becken dabei leicht zerstört werden kann. Bei diesem Vorgang kommt auch das typisch „eingedellte“ Aussehen der Beckenoberfläche zustande.
Für die Herstellung von Becken werden Messingdraht, Messingblech, Neusilber, Neubronze oder Bronzelegierungen verwendet. Ebenso wie die Art des Hämmerns ist auch die Metalllegierung das große Firmengeheimnis jeder Beckenmanufaktur. Eine mögliche Legierung der berühmten türkischen Beckenmanufaktur Zildjian (armenisch: Beckenmacher) ist aus vier Teilen Kupfer, einem Teil Zinn und etwas Silber zusammengesetzt.
Das Becken-Paar wird meist alleine auf einer einzelnen Notenlinie notiert.
Weitere Möglichkeiten sind:
- zusammen mit der Großen Trommel in einem Notensystem ohne Schlüssel
- zusammen mit der Großen Trommel und weiteren Schlaginstrumenten (Triangel, Tamtam, etc.) in einem Notensystem ohne Schlüssel
Früher wurde das Becken-Paar auch im Violin- oder Bassschlüssel notiert.
Aus der Notierung sollte immer hervorgehen, ob Becken-Paar, Hängebecken, etc. vom Komponisten gewünscht ist. Ebenso sollte die Dauer des Ausklanges vermerkt sein.
Die Becken sind sowohl Schwingungserreger als auch Resonator.
Die Tonerzeugung erfolgt durch Gegeneinanderschlagen beider Becken. Nach dem Anschlag werden hauptsächlich die Ränder des Instrumentes in Schwingung versetzt, die Mitte bleibt unerregt. Diese Schwingungen erzeugen den Klang – daher werden die Instrumente auch am Rand gegeneinander geschlagen und in der Mitte an den Schlaufen festgehalten. Aufgrund der Eigenelastizität und der geringen Dämpfung der Becken entfalten sich die Schwingungen und es entsteht ein Ausklang, dessen Länge stark von der Legierung, der Dicke und der Größe des Instrumentes abhängt.
Um eine Kompression der Luft innerhalb der Becken zu vermeiden, werden die Becken etwas versetzt gehalten. Findet dennoch eine Kompression der Luft statt, so äußert sich dies in einem dumpfen, nicht brillanten Klang.
Nach dem Schlag – die Becken sollen sich nur ganz kurz berühren – werden die Becken sofort voneinander getrennt und meist so lange gehalten, bis sie ausgeklungen sind. Je nach Tradition und Schule werden die Teile des Beckens bei einem Einzelschlag nicht gleichzeitig gegeneinander geschlagen, sondern zuerst der obere Teil der Becken und dann der untere Teil (bzw. der vordere und der vom Spieler weiter entfernte Teil), was sich fast wie ein „Vorschlag“ anhört.
Da durch das Anschlagen der Becken eine hohe Anzahl von unharmonischen Teiltönen auftaucht, entsteht ein metallischer, bei großer Schwingungserregung auch gellender Klang. Dieser Klang besitzt meist eine nur schwer definierbare Tonhöhe und hat Geräuschcharakter.
Durch die Metalllegierung und das Gewicht der Becken wird die Klanghöhe bestimmt, wobei beide Becken eine leichte Tonhöhendifferenz zueinander haben, um einen obertonreichen Klang zu erhalten. Schwerere Becken klingen bei gleicher Größe tiefer. Ebenso gilt: je größer die Becken, desto tiefer der Klang.
Die Becken werden gegeneinander geschlagen und sofort wieder voneinander entfernt (was einem Vorbeigleiten des einen Beckens an dem anderen gleichkommt).
Bei notierter ganzer Note oder Haltebogen werden die Becken so lange gehalten, bis sie ausgeklungen sind. Ist eine Achtel, Viertel oder Halbe Note ohne Haltebogen notiert, werden die Becken pünktlich am Körper des Spielers abgedämpft.
Bei äußerst leisen Schlägen werden die Becken nicht komplett gegeneinander geschlagen, sondern nur an einer Stelle (meist oben, wo eine genaue Kontrolle mit den Augen möglich ist) des Beckens. Hierdurch entsteht ein sehr leiser Klang, der sich aber dennoch stark vom Klang des Hängebeckens unterscheidet.
Die Becken werden direkt nach dem Schlag am Körper des Spielers abgedämpft. Hierbei kann sich der Klang nicht voll entfalten und es entsteht ein sehr trockener, metallischer Klang.
Die Becken werden gegeneinander geschüttelt, was einen ähnlichen Effekt wie ein Wirbel erzeugt. Diese Spielart ist nur im Mezzoforte oder leiser zu erzeugen. Eine weitere Möglichkeit ist das sehr schnelle Gegeneinanderschlagen, wobei sich die Ränder nur wenig voneinander trennen – diese Technik ist auch in großer Lautstärke möglich.
Ein Becken wird an der Großen Trommel mit einer speziellen Vorrichtung befestigt. Mit dem anderen Becken wird auf das montierte Becken geschlagen. Dieser, vor allem ab Mahler gewünschte Effekt, soll die Marschmusik im Orchester imitieren. Der Vorteil ist die hervorragende Präzision von Becken und Großer Trommel, da beide Instrumente nur von einem Spieler bedient werden. Der Nachteil ist die schlechtere Klangqualität der Becken, da das montierte Becken durch die Aufhängevorrichtung leicht abgedämpft ist. Zudem kann die große Trommel nicht schnell abgedämpft werden, da beide Hände durch die Instrumente besetzt sind.
Dem Spieler ist es überlassen, ob die rechte Hand die große Trommel spielt und die linke das Becken (dies ist meist der Fall), oder umgekehrt.
Reiben eines Beckens von der Mitte bis zum unteren Ende auf der Innenfläche des anderen. Diese Spielart erzeugt einen scharfen, zischenden Klang.
Ein Vibratoeffekt wird durch eine kreisende Bewegung nach dem Anschlagen der Becken erreicht. Dieser Effekt wird aber selten eingesetzt, da er nur wenig zu hören ist und hauptsächlich als Show-Effekt dient.
Repetitionen mit und ohne Akzente sind möglich. Jedoch ist das Tempo (je nach Größe der Becken) nur bis etwa MM Viertel = 120 möglich.
Hell, metallisch, gleißend, gellend, scharf, schillernd, rauschend, vibrierend, schwirrend, brillant, zischend.
Das Becken-Paar setzt sich mühelos gegen ein ganzes Orchester durch. Daher wird es auch meist nur bei musikalischen Höhepunkten eingesetzt. In der Marschmusik, bzw. der Imitation solcher im Orchester, werden gelegentlich kleinere Becken verwendet, um das Orchester nicht zu übertönen.
Das Becken-Paar wird eingesetzt, um eine Klangfarbe zum bestehenden Orchesterklang hinzuzufügen, Akzente zu setzen und Höhepunkte zu markieren.
Es sollte sparsam eingesetzt werden, da der Klang sehr auffällig ist.
Bei den Schlaginstrumenten wird ein verschmelzender Klang besonders mit hell und scharf klingendem Instrumentarium wie Triangel, Tamburin, Schellen, Glocken, Kastagnetten, etc. erreicht.
Ein anderer, ganz besonderer und effektvoller Mischklang entsteht durch Kombination mit der großen Trommel und anderen tiefen Schlaginstrumenten (Pauke, Tamtam usw.).
Vor allem Trompeten und Posaunen mischen sich gut mit dem Becken und der Klang wird schärfer.
- Nikolaus A. Huber
- Clash Music (1989)
Wolfgang Amadeus Mozart
- Die Entführung aus dem Serail (1782)
Ludwig van Beethoven
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- Symphonie (1824)
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Pyotr I. Tchaikovsky
- Romeo und Julia (Fantasie-Ouvertüre, 1870, rev. 1880)
Franz Liszt
- Mazeppa
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