Name: Glockenspiel (orchestra bells)
Schreibweise
Englisch: glockenspiel, orchestral bells
Französisch: jeu de timbres, carillon
Italienisch: campanelli
Klassifikation: Idiophon (Selbstklinger), Metallophon, Schlaginstrument mit bestimmter Tonhöhe, gehört zu den Stabspielen
Klangplatten (Klangstäbe): Stahllegierung; Breite: 2,5–3,1 cm; Höhe: 5–8 cm
Tischförmiger Rahmen: Breite: ca. 76 cm; Tiefe: 36–46 cm; Height: 5–8 cm
Gestell": Metallgestell, höhenverstellbar (81–94 cm), meist fahrbar.
Resonator: Der Kasten dient als Resonator
Gewicht: 5–12 kg
Dämferpedal: Glockenspiele mit Gestell haben meist ein Pedal, Tischglockenspiele sind ohne Pedal.
Schlägel: Hartplastik, Kunststoff, Hartglas, Messing, Metall; Schaftlänge: 24–37 cm; Kopfdurchmesser: 1,4–2,8 cm
Stimmung: Gleichschwebend temperiert, Stimmton in der Regel 442 Hertz.
Der Name Glockenspiel, der auch ins Englische übergegangen ist, verweist auf den Klang kleiner Glöckchen. Ursprünglich handelte es sich tatsächlich um echte kleine Glöckchen, die entweder von mehreren Spielern oder mittels eines komplizierten Mechanismus angeschlagen wurden. Klangstäbe aus Stahl (Stahlplatten) ersetzten seit Ende des 17. Jahrhunderts die Glöckchen. Aus diesem Surrogat für echte Glöckchen wurde ein echtes Musikinstrument – der Name Glockenspiel ist geblieben.
Wie das Xylophon ist auch das Glockenspiel als Kinderinstrument sehr beliebt. Glockenspiele wurden von Carl Orff seit den 30er Jahren für sein „Schulwerk“ verwendet. Kinderinstrumente haben einen kleineren Umfang, sind diatonisch und die Klangstäbe ruhen auf einem trogförmigen Rahmen. Sie werden in verschiedenen Lagen gebaut. Tiefere Glockenspiele haben kurze Resonatoren und werden allgemein als Metallophone bezeichnet.
Unsere Glockenspiele
Das heute unter dem Namen Glockenspiel verbreitete Instrument verdankt seine Entstehung der Zusammenführung zweier unterschiedlicher Instrumentengruppen: der „echten“ Glockenspiele und der Metallophone.
Bei den „echten“ Glockenspielen handelt es sich um ein Set von echten Glocken verschiedener Größe. Auf solchen Instrumenten werden mehrere melodische Formeln, die sich überlagern, von einem oder von mehreren Spielern ausgeführt. Die Anzahl der Spieler richtet sich nach der Größe des Glockenspiels. Im französischen Sprachraum nennt man solche Spiele Carillon. Die Abfolge der Schläge ist streng geregelt und unterliegt lokalen Traditionen. In Deutschland wird diese Form des Spielens, die auf fix installierten Glockenspielen auf Kirchtürmen und Rathaustürmen praktiziert wird, als Beiern bezeichnet. In vielen Orten wird die Schlagfolge von einem automatischen Mechanismus ausgeführt, der von einem Uhrwerk geregelt wird. Nach wie vor ist das Beiern in vielen Orten lebendige Tradition und eine Attraktion für Touristen.Auf demselben Prinzip beruhten auch die kleineren Glockenspiele.
Metallphone sind in Ostasien seit über 1000 Jahren bekannt, wo sie im Gamelan-Orchester als saron und gendèr bis heute entscheidende melodische Aufgaben erfüllen. In Europa wurden sie Mitte des 18. Jahrhunderts zum ersten Mal erwähnt. Dabei handelte es sich um Instrumente mit mehr als drei Oktaven Umfang, die Klangstäbe waren entweder aus demselben Metall wie die Glocken oder aus Silber gefertigt und bereits wie eine Klaviatur angeordnet. Die Schlägel hatten Köpfe aus Holz.
Die Chinesen verwendeten bereits vor 4000 Jahren Glocken im Orchester. Im 9. Jahrhundert waren halbkugelige birnenförmige Glocken bei den abendländischen Mönchen verbreitet. Diese Cymbala genannten Instrumente hatten kleine runde Glöckchen aus Bronze, die – an einer Stange aufgehängt – von einem oder zwei Spielern angeschlagen wurden.
Im 14. Jahrhundert gab es zwei Arten von Glockenspiel: große auf Kirchtürmen und kleinere für den Hausgebrauch. Ab dem 17. Jahrhundert wurden die kleineren Glockenspiele mit einer Klaviatur versehen, um auch anspruchsvollere musikalische Parts ausführen zu können.
Den ersten Schritt hin zum heute im Orchester verwendeten Glockenspiel setzen die Holländer im 17. Jahrhundert: Sie ersetzten die unhandlichen Glocken durch Klangstäbe, die in einer Reihe aufgereiht wurden. Als Vorbild dienten ostasiatische Metallophone.
*Lyra*
Der erste Komponist, der das Glockenspiel im Orchester vorschrieb, war Georg Friedrich Händel, der es in seinem Oratorium „Saul“ (1739) besetzte. Dieses Instrument mit 2 ½ Oktaven Umfang – Carillon genannt – hatte Metallglöckchen (oder Stäbe), die von einer chromatischen Klaviatur aus angespielt wurden. Es soll geklungen haben, als ob Metallhämmer auf Ambosse schlagen würden. Händel hat dieses Instrument in mehreren seiner Opern vorgeschrieben.
Wolfgang Amadeus Mozart hatte 1791 für seine „Zauberflöte“ etwa dasselbe Instrument zur Verfügung wie Händel. Er setzte es ein, um den Vogelhändler Papageno zu charakterisieren (Zauberglöckchen).
Aus praktischen Gründen griff man in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Idee der Holländer auf und ersetzte die aufwändige Konstruktion von Glöckchen durch einfache Metallstäbe. Es entstand das Klaviaturglockenspiel: Die Klangstäbe wurden mittels Hämmerchen von einer Tastatur aus angeschlagen. Mit diesem Instrument wurden die Parts für das Glockenspiel ausgeführt, die bis dahin am Klaviersatz orientiert waren.
Kurz darauf wurde aus klanglichen Gründen das Stabglockenspiel entwickelt: Ein Glockenspiel, dessen Klangstäbe mit Schlägeln (Hämmerchen) von Hand angeschlagen wurden. Klanglich ist das Stabglockenspiel dem Klaviaturglockenspiel überlegen.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts existierten im Orchester beide Typen nebeneinander, wenngleich die KomponistInnen im 20. Jahrhundert dem Stabglockenspiel des besseren Klanges wegen den Vorzug gaben. Das Klaviaturglockenspiel bzw. die von August Mustel 1886 in Paris erfundene Celesta wird heutzutage oft für die Realisierung älterer Parts im Akkordsatz oder für die Realisierung besonders schwieriger Glockenspielstimmen herangezogen.
In der Blasmusik wird ein tragbares Glockenspiel verwendet, die Lyra. Diese tragbare Form des Glockenspiels wurde für marschierende Blasmusikkapellen entwickelt und war im 19. Jahrhundert in Deutschland verbreitet. Heute ist die Lyra wieder weit verbreitet, vor allem auch in Amerika. Den Namen hat das Instrument, dessen Rahmen wie die Lyra geformt ist, vom antiken Saiteninstrument übernommen.
Die chromatisch gestimmten Klangstäbe sind in Klaviaturanordnung in einen flachen Holzkasten eingebaut, der auf einen verstellbaren Metallständer montiert oder einfach auf einen Tisch gestellt werden kann. Alle Klangstäbe haben dieselbe Breite und Dicke und unterscheiden sich bloß in der Länge. Die Klangstäbe können auf zwei unterschiedliche Arten fixiert sein:
Jeder Klangstab hat an einem Ende ein kreisrundes Loch, durch das ein Stift passt, am anderen Ende liegt er auf einer Filzleiste. Diese Bauweise ist nur beim Tischglockenspiel zu finden.
Die Stahlplatten sind – wie beim Xylophon – der Breite nach waagrecht durchbohrt, und zwar an ihren Knotenpunkten (ca. 22% von der Endkante entfernt) und reihenweise an einer Schnur aufgehängt, wobei die einzelnen Klangstäbe durch Isolierstifte voneinander getrennt sind. Auf diese Weise werden die Klangstäbe stabilisiert und können gleichzeitig frei schwingen. Diese Aufhängung hat akustische Gründe: Da die Berührungspunkte zwischen Klangstab und Leiste (oder die Durchbohrungspunkte) präzise an den Schwingungsknoten des Klangstabes angesetzt sind, wird das Abdämpfen von harmonischen Teiltönen verhindert, unharmonische werden abgedämpft. Durch die Präsenz der harmonischen Teiltöne wird der Klang reiner. Diese Bauweise ist nur beim Glockenspiel mit Dämpfung zu finden.
Das Glockenspiel hat keine zusätzlichen Resonatoren, der Holzkasten übernimmt die Funktion des Resonanzkörpers.
Unter den Klangstäben befindet sich ein Anschlagmechanismus mit Metallhämmerchen, die von Klaviertasten bedient werden. Die Dämpfung erfolgt wie beim Klavier: durch Pedaldruck wird die Dämpfung aufgehoben. Diese Instrumente sind den Stabglockenspielen spieltechnisch überlegen, aber klanglich unterlegen. Deswegen sind Klaviaturglockenspiele heute eher selten zu finden.
Die Klangstäbe sind nicht horizontal, sondern vertikal aufgereiht, der Rahmen hat die Form einer antiken Lyra. Diese tragbare Form des Glockenspiels wurde für marschierende Blasmusikkapellen entwickelt und war im 19. Jahrhundert in Deutschland verbreitet. Heute ist sie wieder weit verbreitet, vor allem auch in Amerika.
Der Spieler hat die Möglichkeit, verschieden harte Schlägel zu wählen.
Harte Schlägel (Metall) fördern die hohen Teiltöne, der Klang wird heller, härter und schriller.Weichere Schlägel (Holz) dämpfen die höheren Teiltöne, der Klang wird weicher, runder und grundtöniger.
Es gibt auch Schlägel in der Form von Hämmerchen (Metallhämmerchen).
Material: Hartplastik, Kunststoff, Hartglas, Messing, Metall
Kopfdurchmesser: 1,4 – 2,8 cm. Schaft (Stiel):
Länge: 24 – 37 cm
Kopfdurchmesser: 1,4 – 1,8 cm, Schaftlänge: 24 – 28 cm Holz:
Kopfdurchmesser: 1,4 – 1,8 cm, Schaftlänge: 25 cm Ebonitholz mit Messingkern:
Kopfdurchmesser: 1,4 – 1,8 cm, Schaftlänge: 25 cm Lexan, ABS, Hartgummi:
Kopfdurchmesser: 2,4 cm Ungefähre Einteilung der Schlägel nach Kopfgrößen:
Bis 2 cm = klein, 2,5 cm = mittel, 2,8 cm = groß
Transponierende Notation auf einem System im Violinschlüssel.
Das Stabglockenspiel wird in der Regel zwei Oktaven tiefer notiert als sein Klang. In vielen Partituren findet man auch eine Notierung um eine Oktave tiefer. (z. B. Richard Wagner notierte eine Oktave tiefer).
In den Partituren ist oft nicht vermerkt, ob die notierte Stimme eine oder zwei Oktaven tiefer ist als der Klang. Die SpielerInnen müssen sich daher nach der Lage der Stimme (Tonumfang) richten.
Transponierende Notation auf zwei Systemen, beide im Violinschlüssel.
Die Notation des Klaviaturglockenspiels erfolgt in der Regel eine Oktave tiefer als der Klang.
Im Symphonieorchester sind dreioktavige Stabglockenspiele üblich.
2 ½ Oktaven
- g2 – c5
- f2 – c5
3 Oktaven
- f2 – f5
- c2– c5
Klaviaturglockenspiel
- c2 – c5
Das Glockenspiel besteht aus zwei parallelen Reihen chromatisch gestimmter Klangstäbe aus Stahl. Jeder Klangstab hat eine eigene Tonhöhe: je kürzer der Klangstab, desto höher klingt der Ton.
Die Anordnung der Klangstäbe entspricht der des Klaviers.
Bei der Haltung der Schlägel (2–4) ist die Handfläche des Spielers nach unten gerichtet. Der Schlagfleck liegt fast in der Mitte des Stabes.
Die Klangstäbe haben eine dichte Masse, um den hohen Klang hervorzubringen. Die Schlägel müssen relativ schwer sein, um die Klangstäbe in Schwingung zu versetzen.
Der Spieler hat die Möglichkeit, verschieden harte Schlägel zu wählen.
Harte Schlägel (Metall) fördern die hohen Teiltöne, der Klang wird heller, härter und schriller.
Weichere Schlägel (Holz) dämpfen die höheren Teiltöne, der Klang wird weicher, runder und grundtöniger.
Sehr schwere Schlägel erzeugen bei lauten Passagen ein deutlich hörbares Aufschlaggeräusch (dumpfer Klack). Dies ist vor allem bei Tischglockenspielen häufig der Fall.
Einzelne Töne können nach dem Anschlag durch Berühren mit der Hand abgedämpft werden. So kann der Spieler gezielt Töne nachklingen lassen. Ein Abdämpfen mit dem Schlägel würde beim Glockenspiel ein störendes Aufsetzgeräusch erzeugen. Beim Vibraphon dagegen gehört das Abdämpfen mit dem Schlägel zur Praxis.
Oft wird das Abdämpfen mit einem Kreuz nach der Note notiert (x)
Bei modernen Glockenspielen werden die Töne mittels Dämpferpedal gedämpft. Die Bedienung erfolgt wie ein Klavierpedal: Ohne Pedal werden die Töne automatisch abgedämpft und klingen sehr kurz, bei niedergedrücktem Pedal wird die Dämpfung von den Klangstäben entfernt, so dass die angeschlagenen Töne nachklingen können.
Wird wie ein Klavier gespielt.
Manche Glockenspielparts wurden von den Komponisten ausdrücklich für Klaviaturglockenspiel geschrieben und sind aufgrund ihres akkordischen Satzes nur auf einem Klaviaturglockenspiel ausführbar (z. B. in W. A. Mozarts „Zauberflöte“ oder Olivier Messiaens „Oiseaux exotiques“). Das Klaviaturglockenspiel ist dem Stabglockenspiel klanglich unterlegen. Deswegen werden schwierige Glockenspielparts heute meist auf der Celesta ausgeführt.
Einzeltöne sind Klangereignisse mit Nachklang, der durch Fingerberührung verkürzt werden kann. In der tieferen Lage ist der Nachklang länger. Bei modernen Glockenspielen verkürzt ein Dämfperpedal den Nachklang. Ein Niederdrücken des Pedals hebt die Dämpfung auf und lässt den Ton ausklingen (wie beim Klavier).
Bei Nichtbetätigen des Dämpferpedals werden die angeschlagenen Klangstäbe von einer Filzleiste abgedämpft, der „normale“ Zustand ist also der gedämpfte (wie beim Klavier), Pedaldruck hebt die Dämpfung auf. Abgedämpfte Töne entsprechen einerStaccato-Spielweise. Die dynamischen Möglichkeiten sind begrenzt.
Nach dem Anschlagen der Platte kann bei lange nachklingenden Tönen ein Vibratoeffekt erzielt werden, indem der Spieler die gerundete Hand über der angeschlagenen Platte auf und ab bewegt. Mit dem Tempo dieser Auf- und Abwärtsbewegung ändert sich auch die Geschwindigkeit des Vibratos.
Repetitionen mit und ohne Akzente sind möglich.
Alle Arten des Trillers sind leicht ausführbar und von guter Wirkung.
Alle Arten von Tremolo, einstimmig und mehrstimmig, sind möglich. Dynamische Änderungen im Verlaufe des Tremolos sind innerhalb einer engen Bandbreite möglich.
Diatonische (weiße Tasten) und pentatonische Glissandi (schwarze Tasten), einzeln und parallel, Kreuzglissandi sowie mehrstimmige Glissandi in allen Tempi und dynamischen Abstufungen sind mit guter Wirkung möglich. Effektvoll sind auch Fortissimo-Glissandi. Pentatonische Glissandi sind wegen der unregelmäßigen Abstände der Klangstäbe sehr schwer zu realisieren. Für die Ausführung von Glissandi sind nur runde Schlägel geeignet.
Glockenspielparts erfordern in der Regel nur einen Schlägel pro Hand. Akkordspiel entsteht, wenn die SpielerInnen 3 oder 4 Schlägel verwenden, d.h. 2 (manchmal 3) Schlägel pro Hand. Die Spannweite mit 2 Schlägeln in einer Hand ist von der Breite der Klangstäbe und der Länge der Schlägel abhängig.
Tremolo mit zwei Schlägeln in jeder Hand, so dass sich die Töne zu einem stehenden Klang verbinden.
Nebeneinanderliegende Klangstäbe werden mit einem quer gehaltenen Klangstab gleichzeitig angeschlagen. Das Ergebnis ist ein sogenannter Cluster, ein Akkord, bei dem viele nebeneinanderliegende Töne gleichzeitig erklingen.
Eine Wirkung, die dem Glockenspiel mittels Abdämpfen des vorhergehenden Schlages durch die freie Hand von geübten Spielern zu entlocken ist. Die Gefahr des Verwischens durch Betätigen des Dämpferpedals ist groß.
Silbrig, hell, glänzend, glitzernd, glockenähnlich, schimmernd, schillernd, scharf, schrill, klirrend, grell, dünn, markant, durchdringend, penetrant, leuchtend, spitz.
Der Klang der Glockenspielskala ist von gleichbleibender Farbe. Die klanglich beste Lage ist die drei- und viergestrichene Oktave (klingend).
Das Glockenspiel teilt sich mit dem Xylophon die höchste Lage im Orchester. In den klanglichen Merkmalen unterscheiden sich beide Instrumente jedoch dramatisch voneinander.
Wie bei allen Stabspielen (Mallets) ist der Klang abhängig vom Durchmesser des Schlägelkopfes und von der Härte der Schlägel. Dabei gilt: Je härter der Schlägel, umso mehr höhere Teiltöne werden zum Klingen gebracht, wodurch der Klang heller, härter und schriller wird. Weiche Schlägel dämpfen die höheren Teiltöne ab, der Klang wird dunkler, weicher, sanfter und runder.
Auch die Anschlagstelle kann den Klang beeinflussen. Der „Schlagfleck“ liegt beim Glockenspiel fast in der Mitte des Klangstabes.
Bei leisen schnellen Passagen wird manchmal bewusst in der Nähe oder sogar auf der Aufhängung gespielt. Die Lautstärke ist deswegen so gering, weil die Platte in der Nähe der Aufhängung die geringsten Schwingungen hat. Ebenso verkürzen sich die Wege zwischen den „schwarzen“ und „weißen“ Tasten.
Der Klang des Glockenspiels ist aufgrund des Materials der Klangstäbe (Stahl) sehr reich an Teiltönen (= helle Klangfarbe), hat jedoch wenig Klangfülle. Trotz geringer dynamischer Steigerungsmöglichkeit ist er sehr durchsetzungsfähig, und zwar aufgrund seiner extremen Höhe, er verbindet sich mit den hohen Teiltönen der tieferen Instrumente (besonders Blasinstrumente) und kann sich selbst gegen eine große Übermacht durchsetzen.
Besonders die tiefen Töne besitzen einen Nachklang, der abzudämpfen ist.
Obwohl der Spieler 2 Schlägel pro Hand halten könnte, ist die Hauptspieltechnik – ähnlich wie beim Xylophon – das Spielen einstimmiger melodischer Linien. (Die akkordisch-harmonische Spielweise ist heute eher dem Marimbaphon vorbehalten. Das Vibraphon dagegen ist für melodische und harmonische Aufgaben gleichermaßen geeignet).
Im Orchester besteht die Hauptaufgabe des Glockenspiels darin, melodischen Linien, die von anderen Instrumenten gespielt werden, eine aufhellende Note hinzuzufügen – durch Verdoppelung im Unisono oder eine, zwei oder drei Oktaven höher. Die häufigsten derartigen Klangverbindungen findet man mit der Flöte, Piccoloflöte, Celesta, Harfe, seltener Violine, Oboe, Klarinette.
Soli sind eher selten, aber sehr wirkungsvoll und auffallend und meist nicht nur klanglich motiviert, sondern symbolisch (Glockenspiel steht für Vogel, auch für Zeit, die verfliegt).
Sowohl in verdoppelnder als auch in solistischer Funktion kann man dem Glockenspielklang eine markierende Wirkung zuschreiben. In der klassisch-romantischen Tradition wurde es wegen seines sehr hellen Klanges sehr sparsam eingesetzt, um eine Ermüdung des Hörers zu vermeiden. Der Wandel des Klangideals im 20. Jahrhundert hat den erweiterten Einsatz des Glockenspiels in den verschiedensten Stilrichtungen gefördert.
Das Glockenspiel gehört zu den melodieführenden Instrumenten innerhalb der Schlaginstrumente. Dies gilt für alle Stabspiele (Mallets): Vibraphon, Xylophon, Marimbaphon, Lithophon. Die orchestralen Aufgaben der Stabspiele resultieren aus ihren Klangeigenschaften und sind unterschiedlicher Natur:
GlockenspielDer äußerst helle und hohe Klang versilbert melodische Linien, oktaviert melodische Linien in der höchsten Spitzenlage, verhilft ihnen zu mehr Durchsetzungskraft durch eine Aufhellung des Gesamtklanges einer melodischen Linie. Im Kontext kleinerer Besetzungen erfüllt das Glockenspiel auch solistische Aufgaben. Vibraphon
Weicher Klang, langer Nachklang, dient der Verlängerung von Klängen oder Akkorden. In der tiefen Lage schwache, in der mittleren und hohen Lage stärkere Durchsetzungskraft gegenüber anderen Instrumenten. Kann sich gegen ein Orchestertutti nicht durchsetzen. Die Aufgaben sind gleichwohl harmonischer wie auch solistischer Natur, besonders im Kontext kleinerer Besetzungen. Xylophon
Mit Hilfe des kurzen und sehr hohen Xylophonklanges erreichen Tonfolgen ein scharfes Profil, das sich gegenüber einem Orchestertutti durchsetzen kann. Der Xylophonklang sticht aus jeder instrumentalen Klangverbindung heraus. Die besondere Fähigkeit des Xylophons im Orchester liegt in der Zeichnung von Konturen, die sofort auffallen, nicht in der Verschmelzung mit anderen Klängen. Marimbaphon
Im Gegensatz zum Xylophon ist der weiche, warme, sanfte Klang des Marimbaphons in hohem Maße zur Klangverschmelzung mit anderen Instrumenten fähig. Seine Aufgaben sind vor allem harmonischer Natur, was auch seiner tieferen Lage entspricht. Die klangliche Durchsetzungsfähigkeit ist begrenzt.
Georg Friedrich Handel
- Saul, Oratorium (1738)
Wolfgang Amadeus Mozart
- Die Zauberflöte (1791)
Richard Wagner
- Meistersinger von Nürnberg (1868)
Richard Strauss
- Don Juan op. 20 (1889)
- Also Sprach Zarathustra op. 30 (1896)
Gustav Mahler
-
- Symphonie (1906), 7. Symphonie (1908)
-
Paul Dukas
- Der Zauberlehrling (1897)
Claude Debussy
- La Mer (1905)
Giacomo Puccini
- Madame Butterfly (1904)
Alexander Glazunov
- Violinkonzert in A moll op. 82 (1905)
Maurice Ravel
- Daphnis et Cloé (1912)
- Ma Mère l’Oye (1908, 1912)
Ottorino Respighi
- Le Fontane di Roma (1917)
Carl Orff
- Carmina Burana (1937) (3 Glockenspiele)
- Antigonae (1949)
Gustav Holst
- Die Planeten (1918)
Aaron Copland
-
- Symphonie (1946)
-
Arthur Honegger
-
- Symphonie (1947)
-
Olivier Messiaen
- Turangalîla-Symphonie (1949)
Pierre Boulez
- Pli selon Pli (1962)
- Olivier Messiaen
- Oiseaux exotiques (1956)
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