Vibraphon

Kurzportrait


  • Name: Vibraphon

  • Schreibweisen

    • Englisch: Vibraphone

    • Französisch: Vibraphone

    • Italienisch: Vibrafono

  • Klassifikation: Idiophon (Selbstklinger), Metallophon, Schlaginstrument mit bestimmter Tonhöhe, Stabspiel

  • Klangplatten: Leichtmetall, Alluminiumlegierung; Breite: 3,9–5,7 cm, Dicke: 1–1,3 cm, Länge: 18–35 cm

  • Resonanzröhren: Aluminium, 5–6 cm Durchmesser, mit Klappen, die sich periodisch auf und zu bewegen, so dass ein pulsierender Ton (Vibrato-Effekt) entsteht

  • Tischförmiger Rahmen: Breite: zwischen ca. 124–143 cm, Tiefe: 74–82 cm

  • Gestell: Metallgestell mit Rädchen, um das Instrument zu verschieben

  • **Gewicht **: Zwischen 38 und 61kg

  • Höhe: 81–94 cm (verstellbar)

  • Dämpferpedal: Aktiviert die Aufhebung der Dämpfung

  • Motor: 0–12 Rotationen/sec

  • Schlägel: Material: Garn, Schnur, Stoff, umwickelt, weicher Gummi

  • Stimmung: Gleichschwebend temperiert auf 442 Hertz

Die lautmalerische Bezeichnung Vibraphon bezieht sich auf den vibrierenden Klang des Instrumentes – abgeleitet vom lateinischen Wort vibrare (=schwingen, zittern) und vom Griechischen phoné (=Klang). Auch Vibraharp und Vibes waren als Benennungen üblich und sind es zum Teil bis heute.

Bei diesem sehr jungen Instrument, das zur Zeit des Ersten Weltkrieges in Amerika entstand, handelt es sich um ein Metallophon mit Resonatoren und Elektromotor, das nach dem Vorbild des Marimbaphons (Metallmarimbaphon) gebaut wurde. Der vibrierende Klang des Vibraphons ist der menschlichen Stimme nachempfunden. Das Vibraphon ist das aufwändigste und mechanisch komplizierteste aller Stabspiele.

Im Jazz und in der Tanzmusik erreichte das neue Instrument, das melodische und harmonische Eigenschaften vereint, rasch eine unumstrittene Stellung und verbreitete sich weltweit, bis es nach 1945 auch in der Kunstmusik einen festen Platz errang.

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Geschichte

Vox humana: Menschliche Vibrationen

Die Entstehungsgeschichte dieses jungen Instrumentes spielte sich zur Gänze in den USA ab, und zwar zur Zeit des Ersten Weltkrieges. 1916 begann der Instrumentenbauer Hermann Winterhoff im Auftrag der Firma Leedy in Indianapolis, Vibrato-Effekte mit Hilfe einer motorbetriebenen Mechanik zu erzielen. Die Absicht dahinter war, einen vox humana-Klang zu erreichen, eine Art menschliche Stimme. Seine ersten Experimente vollzog er an einem dreioktavigen Marimbaphon mit Klangstäben aus Stahl, einem damals neuen Instrument, das in Varieté-Theatern verwendet wurde. Er baute einen Motor ein, der über eine Welle mit den Deckscheiben verbunden war, die sich am oberen Rand der Resonatoren befanden. Damit gelang es ihm bereits, das typische Pulsieren des Tones zu erzeugen, den Vibrato-Effekt, der dem Instrument den Namen Vibraphon einbrachte – vorerst. Erste Radioaufnahmen ab 1924 brachten den Sound unter die Leute, Musiker begannen sich für das neue Instrument zu interessieren.

Vibraphon, Vibraharp und Vibes

1922 begann in Chicago die Firma Deagan ihre Version des Vibraphons unter dem Namen Vibraharp und versehen mit den Attributen einer Neuentwicklung zu vermarkten. Deagan baute bereits seit einem halben Jahrhundert Stabspiele sowie Orgelinstrumente mit Schlagwerk und war auch der Erbauer des von der Firma Leedy zuvor umgebauten Stahl-Marimbaphons. Das sogenannte „Modell 145“ – mit 1,2 cm dicken Klangplatten aus Aluminium, die von einer Schnur gehalten wurden, mit temperierter Stimmung und einem Umfang von f–f3, mit Dämpferpedal und veränderbarer Vibrationsgeschwindigkeit – bot bereits alle Eigenschaften eines voll ausgereiften Vibraphons und wurde Vorbild für alle späteren Instrumente. Die wesentlichen Merkmale des Vibraphons haben sich seit etwa 1927 nicht geändert, Adaptionen betrafen eher die Größe und das Gewicht der Instrumente. Verschieden große Typen wurden angeboten, kleinere wegen der leichteren Transportierbarkeit. Rasch verbreitete sich das neue Instrument, das von Bandleadern und Schlagzeugern immer öfter als führende Stimme in ihren Ensembles eingesetzt wurde.

Nachdem die Firma Leedy mit dem Bau von Vibraphonen fortfuhr, gab es beinahe identische Instrumente mit verschiedenen Namen auf dem Markt: Vibraphone und Vibraharp, was zu einiger Verwirrung führte. Schließlich war unter professionellen Musikern auch der Name Vibes für das Instrument und Vibist für den Spieler geläufig. Damit die Instrumente für verschiedene Aufgaben geeignet waren, entstanden allerlei Typen mit drei, dreieinhalb und vier Oktaven Umfang. Gleichzeitig wurden Luxusmodelle und portable Modelle angeboten. Die Vielfalt des Angebots bezog sich auch auf die Metalllegierungen der Klangstäbe: Aluminium, Messing, Lack und Gold waren zu finden. Ob diese Vielfalt eher klanglichen oder optischen Gründen zu verdanken war, ist schwer festzustellen, es dürfte beides zutreffen.

Elektronische Vibrationen

In den 60er Jahren begann man mit elektronischen Verstärkersystemen zu experimentieren, die sowohl die Funktion der Resonanzröhren verbessern und als den Vibrationsmechanismus ersetzen sollten. Zu diesem Zweck wurden Mikrophone in jeden Resonator installiert, später auch Magnetstreifen. Das Problem bestand darin, einen reinen Klang, der beliebig zu verstärken war, herauszubekommen. Heute ist noch eine verbesserte Weiterentwicklung auf rein elektronischer Basis zu finden, die einen piezoelektrischen Chip verwendet, der an der Unterseite jedes Klangstabes befestigt ist und mit einer Kontroll- und Verstärkereinheit verbunden ist. Jeder Druck auf den Klangstab wird als elektrisches Signal an die Kontrolleinheit übertragen, wo der Spieler das Volumen und die Geschwindigkeit des Vibrato regeln kann.

Jazz

Schon sehr früh war der 1909 geborene Lionel Hampton in Kalifornien als junger Schlagzeuger einer Band mit einer Vibraharp unterwegs, als ihn der große Louis Armstrong (1898–1971) hörte und vom Klang des Instruments begeistert war. Diese Begeisterung mündete in einer gemeinsamen Aufnahme 1931, vermutlich die erste Aufnahme des Ausnahmevibraphonisten Lionel Hampton. Der Siegeszug des Vibraphons in der Jazzmusik führte weiter zum Bandleader Benny Goodmann (1909–1986), der den Sound seines Orchesters sogleich mit den vibrierenden Klängen des Vibraphons bereicherte. Orchester, Big-bands, Jazzsextette, Jazzquartette, in allen Besetzungen zog das neue Instrument seine sensitiven melodischen Linien und seine nachklingenden Harmonien. Das Vibraphon hat im Jazz als Soloinstrument (Lionel Hampton, Gary Burton) sowie als Band- oder Bigbandinstrument enorme Bedeutung.

Im Orchester

Seit ca. 1933 wird das Vibraphon, wenn auch selten, im Orchester vorgeschrieben, seit 1945 häufiger. Film- und Theaterkomponisten waren die ersten, die den neuen Sound in das Orchester aufnahmen. In Aufnahmestudios gehörte das Vibraphon zur Grundausstattung. In der modernen Ensemble- und Orchestermusik gewann das Vibraphon ständig an Bedeutung, erreichte aber nie den Rang anderer Stabspiele wie Xylophon, Glockenspiel oder Marimbaphon. In Ensembles wird es seit den 60er Jahren öfter vorgeschrieben als im Orchester.

Bauweise

Klangstäbe

Der Rahmen mit den chromatisch gestimmten Stahlplatten (Klangstäbe) ist auf einem Metallgestell montiert, das wiederum auf fahrbaren Rädchen steht. Die Stahlplatten sind wie bei einem Klavier in zwei Reihen angeordnet. Im Gegensatz zum Xylophon und Marimbaphon bilden die Stabreihen eine einzige Ebene. Die Stahlplatten – Stahl, Aluminiumlegierung – sind waagrecht an ihren Knotenpunkten (knapp vor den Enden) durchbohrt und reihenweise an einer Schnur aufgehängt, wobei die einzelnen Klangstäbe durch Isolierplättchen voneinander getrennt sind. Auf diese Weise werden die Klangstäbe stabilisiert und können frei schwingen. Liegen die Isolierplättchen zu dicht an den Klangstäben, entsteht ein schnarrendes Geräusch.

Resonanzröhren und Motor


*1. Resonanzröhre
2. Deckklappe (Vibrator)
3. Achse (Welle)
4. Klangstab*

Senkrecht unter jedem Klangstab befindet sich eine abgestimmte Resonanzröhre zur Verstärkung des Grundtones. An den oberen Kanten der Resonanzrohre ist der Vibrator angebracht, Deckscheiben, die mit einer motorgetriebenen Welle verbunden sind. Bei eingeschaltetem Motor bewegt sich die Welle periodisch hin und her, wobei die Deckscheiben die Resonanzröhren abwechselnd öffnen und schließen, und zwar alle Resonanzröhren gleichzeitig. Die Luftsäule im Inneren der Resonanzröhren bewegt sich und es entsteht eine pulsierende Erhöhung und Erniedrigung des Resonanztones, der bekannte Vibrato-Effekt. Die Rotationsgeschwindigkeit des Motors ist stufenlos regulierbar und reicht ungefähr von 0–12 Umdrehungen pro Sekunde.

Die Resonanzröhren sind unten geschlossen und präzise auf den Grundton der dazugehörenden Klangplatte abgestimmt. Es gelten dieselben akustischen Bedingungen wie bei gedackten Orgelpfeifen (= einseitig geschlossene Röhren). Der Grundton hängt dabei von der Länge der Luftsäule im Inneren der Röhre ab.

Die Wellenlänge entspricht der Schallgeschwindigkeit (= 340 m/sec), dividiert durch die Frequenz. Bei einem beidseitig offenen idealen Rohr entspricht die größtmögliche Wellenlänge (= Grundton) der halben Rohrlänge – in einem solchen Rohr hat also eine halbe Welle Platz. Bei einem Rohr, das auf einer Seite offen, auf der anderen Seite geschlossen ist (= wie bei deiner gedackten Orgelpfeife), entspricht die größtmögliche Wellenlänge nur einem Viertel der Rohrlänge – in einem solchen Rohr hat also nur eine Viertel-Welle Platz. Beispiel gefällig? Wie lang muss das Resonanzrohr des Tones von c1 sein? (Frequenz = 260 Hertz (= 260 Schwingungen/Sec).
340 m : 260 = 1,30 m
130 cm : 4 = 32,5 cm
Das Resonanzrohr von c1 ist 32,5 cm lang. In der Realität muss diese Rohrlänge noch um die sogenannte „Mündungskorrektur“ verkürzt werden, das ist 5:3 des Rohrdurchmessers. Mit jeder Oktave höher halbiert sich die Rohrlänge.

Wegen des schöneren Aussehens bilden die Resonanzröhren jedoch oft einen halbkreisförmigen Bogen. Die jeweils äußersten Röhren sind also gleich lang, die Symmetrieachse liegt in der Mitte. Die Resonanzröhren der höheren Klangstäbe – von Zuhörer aus links – müssten ja die kürzesten sein. Deshalb sind die Rohre im Inneren geschlossen, und zwar auf jener Höhe, die der jeweiligen Tonhöhe des dazugehörigen Klangstabes entspricht. Die optische Realität unterscheidet sich also von der akustischen.


*1. Bauweise des Vibraphons
2. Akustische Realität: tatsächliche Länge der Resonanzröhren*

Dämpferpedal

Dem langen Nachklang der Töne verdankt das Vibraphon ein Dämpfungspedal: Dieses Pedal wirkt auf eine Filzleiste, die sich beim Niedertreten des Pedals von den Klangstäben (Platten) entfernt, jedoch beim Loslassen von unten auf die Klangstäbe drückt und diese dämpft. Das Pedal funktioniert also auf dieselbe Weise wie beim Klavier: erst das Niedertreten hebt die Dämpfung auf und lässt den Ton nachklingen.

Moderne Vibraphone sind in der Regel auf 442 Hertz temperiert gestimmt. Von den Herstellern werden aber mehrere Stimmungen angeboten, da sich die Orchester weltweit auf verschiedene Stimmtonhöhen berufen.

Schlägel

Es gibt zwei Formen von Schlägelköpfen: kugel- (runde) und ellipsenförmige (pilzförmige). Für das Vibraphon werden eher härtere Schlägel verwendet – Metallplatten halten härtere Schlägel aus als Holzplatten (Xylophon, Marimbaphon). Je nach Aufgabenstellung werden auch garn- und schnurumwickelte Köpfe verwendet.

Länge des Schaftes: 31 – 35 cm.
Kopfdurchmesser: 2,3 – 3,3 cm. Garn
Garnumwickelte Köpfe produzieren einen angenehm weichen Klang und werden für das Marimbaphon, das Xylophon und das Vibraphon verwendet. Schnur
Schnurumwickelte Köpfe sind härter als Garn und produzieren einen helleren Klang. Geeignet, Passagen mit Präzision und Klarheit zu artikulieren. Wird für das Vibraphon verwendet. Hartgummi
Schlägel mit Gummiköpfen eignen sich für viele Stabspiele. Die Palette reicht von sehr hartem Gummi, das für Glockenspiel und Xylophon verwendet wird, zu weichem Gummi, das für das Vibraphon und das Marimbaphon verwendet wird.

Weitere Schlägeltypen für Stabspiele

Rosenholz
Sehr hart, geeignet für Glockenspiel und Xylophon. Sehr viele verschiedene Klänge können erzeugt werden, abhängig von Material und Größe der Köpfe. Honduranisches Rosenholz produziert einen klaren (knackigen) und entschiedenen Ton. Messing
Messingköpfe werden für das Glockenspiel verwendet. Es entstehen hell-glänzende, klare, metallische Klänge. Ebonitholz mit Messingkern
Wird nur für das Glockenspiel verwendet. Diese Schlägelart hat einen großen schweren Metallkern und ist für einen starken (kräftigen) Klang verantwortlich, der gut abstrahlt. Kontrabassbogen
Die Klangplatten werden mit einem Kontrabassbogen angestrichen (senkrecht an der Kante). Auf diese Weise werden lange nachklingende Töne erzeugt. Da der Bogen die Klangplatten nur langsam in volle Schwingungen versetzen kann, sind keine schnellen Tonfolgen möglich.

Notation

Das Vibraphon wird klingend auf einem Notensystem im Violinschlüssel notiert.

Tonumfang

Der Tonumfang des Vibraphons schwankt zwischen drei und dreieinhalb Oktaven.

Vibraphon mit drei Oktaven Umfang: f – f3
Vibraphon mit dreieinhalb Oktaven Umfang: c – f3

Tonerzeugung

Anschlagen

Das Vibraphon besteht aus zwei parallel angeordneten Reihen von Klangstäben. Jeder Klangstab hat eine eigene Tonhöhe: je kürzer der Klangstab ist, desto höher klingt der Ton. Die Anordnung der Klangstäbe entspricht jener des Klaviers: Die tiefen Töne (= lange Klangstäbe) sind auf der linken Seite, die hohen Töne (= kurze Stäbe) auf der rechten Seite der SpielerInnen.

Beim Spielen steht der Musiker so vor dem Vibraphon, dass die Klangstäbe längs vor ihm liegen, also zu ihm hin zeigen.

Zum Anschlagen der Klangstäbe werden einer oder mehrere Schlägel pro Hand verwendet, insgesamt 2–4 (auch 6) Schlägel. Die Schlägel sind so gebaut, dass sie unmittelbar nach dem Anschlag zurückfedern, damit die Schwingungen des Klangstabes nicht abgedämpft werden. Die Handfläche des Vibraphonisten zeigt beim Spielen nach unten.

Der Spieler hat die Möglichkeit, verschieden harte Schlägel zu wählen.

Weichere Schlägel dämpfen die höheren Teiltöne, der Klang wird weicher, runder und grundtöniger. Harte Schlägel fördern die hohen Teiltöne, der Klang wird heller, härter und schriller.

Vibrator

Der Vibrator, ein Elektromotor, kann eingeschaltet oder ausgeschaltet sein. Die Geschwindigkeit des Vibrators wird mittels eines Knopfes am linken Ende der Stabreihe reguliert. Die Rotationsgeschwindigkeit (= Vibrationen) liegt etwa zwischen 0 und 12 Rotationen in der Sekunde.

Dämpferpedal

Das Dämpferpedal des Vibraphons funktioniert gleich wie beim Klavier. Ohne Pedal werden die Töne automatisch abgedämpft und klingen sehr kurz. Die Dämpfung verhindert die volle Entfaltung des Klanges. Bei niedergedrücktem Pedal wird die Dämpfung von den Klangstäben entfernt, so dass die angeschlagenen Töne nachklingen.

Sollen einzelne Töne abgedämpft werden und andere weiterklingen, dämpfen die SpielerInnen die gewünschten Töne mit dem Schlägel ab. Ein Abdämpfen der Töne mit der Hand erfolgt selten.

Es ist eine Art Secco-Spielweise möglich.

Spieltechniken

Allgemeines

Grundsätzlich sind alle Spieltechniken in 4 Varianten ausführbar: Ohne Vibrato (Motor), mit Vibrato (Motor). Ohne Dämpfungspedal (Secco) mit Dämpfungspedal. Vibraphonspieler verwenden in der Regel eine differenzierte Pedaltechnik, um ein Verschwimmen aufeinanderfolgender Harmonien zu verhindern.

Einzelschläge

Einzeltöne sind Klangereignisse mit langem Nachklang, vorausgesetzt, dass dabei das Dämpferpedal gedrückt wird.

Vibrato

Spielen mit eingeschaltetem Motor.

Senza vibrato

Spiel ohne Motor.

Repetitionen

Repetitionen mit und ohne Akzente sind möglich.

Tremolo/Wirbel

Alle Arten von Tremolo, einstimmig und mehrstimmig, sind möglich. Dynamische Änderungen im Verlauf des Tremolo sind in allen Nuancen möglich und für dramatische Steigerungen sowie für Ausklänge von guter Wirkung.

Triller

Alle Arten des Trillers sind leicht ausführbar und von guter Wirkung.

Glissando

Diatonische (weiße Tasten) und pentatonische Glissandi (schwarze Tasten), einzeln und parallel, Kreuzglissandi sowie mehrstimmige Glissandi in allen Tempi und dynamischen Abstufungen sind mit guter Wirkung möglich. Pentatonische Glissandi sind wegen der unregelmäßigen Abstände der Klangstäbe sehr schwer zu realisieren.

Nachklangglissando

Nach dem Anschlag mit der einen Hand setzt man den zweiten Schlägel (Gummi- oder Plastikschlägel) auf den nichtschwingenden Knotenpunkt der Klangplatte (am Ort der Aufhängung) und gleitet mit diesem zur Mitte. Daraus resultiert ein Glissando-ähnliches Sinken der Tonhöhe, das maximal eine kleine bis eine große Sekunde erreicht. Steigert man den Druck auf die Klangplatte, erhöht sich auch die Lautstärke des Glissandos. Das Gleiten des Schlägels auf der klingenden Platte dämpft diese, daher ist dieser Effekt nur von kurzer Dauer und nicht laut durchführbar.

Akkordspiel

Akkordspiel entsteht, wenn die SpielerInnen 3 oder 4 Schlägel verwenden, d.h. 2 (manchmal 3) Schlägel pro Hand. Die Spannweite mit 2 Schlägeln in einer Hand ist von der Breite der Klangstäbe und der Länge der Schlägel abhängig.

Akkordtremolo

Tremolo mit zwei Schlägeln in jeder Hand, so dass sich die Töne zu einem stehenden Klang verbinden.

Kontrabassbogen

Die Klangplatten werden mit einem Kontrabassbogen angestrichen (senkrecht an der Kante). Auf diese Weise werden lange nachklingende Töne erzeugt. Da der Bogen die Klangplatten nur langsam in volle Schwingungen versetzen kann, sind keine schnellen Tonfolgen möglich.

Der Klang ist weich und von ätherischem Wesen. Meist werden 2-stimmige Akkorde vorgeschrieben, mit und ohne Vibrato. Diese Spieltechnik wird häufig in der modernen Musik angewendet.

Dead stroke

Nach dem Anschlag bleibt der Schlägel auf dem Klangstab liegen. Dadurch wird der Nachklang abgedämpft.

Legato

Eine Wirkung, die dem Vibraphon mittels Abdämpfen des vorhergehenden Schlages durch die freie Hand von geübten Spielern zu entlocken ist. Die Gefahr des Verwischens durch Betätigen des Dämpferpedals ist groß.

Staccatospielweise

Bei Nichtbetätigen des Dämpferpedals werden die angeschlagenen Klangstäbe von einer Filzleiste abgedämpft, der „normale“ Zustand ist also der gedämpfte (wie beim Klavier). Daher ist eine Staccato-Spielweise möglich. Solche Tonfolgen haben Secco-Charakter (= kurz, trocken).

Klangcharakter

Metallisch, hart, weich, sanft, gläsern, vibrierend, schwebend, schillernd, gedämpft, schmeichelnd, duftig, ätherisch, verweht, zitternd, vibrierend, wie eine Stimme.

Der Ton des Vibraphons ist stark grundtönig. In den tiefen Lagen ist der Klang nicht besonders durchsetzungskräftig, in der mittleren und oberen Lage wird der Klang heller und seine Durchsetzungsfähigkeit steigert sich, bleibt aber eher begrenzt. Gegenüber einem Tutti (= alle Instrumente des Orchesters spielen gleichzeitig einen akkordischen Satz, besonders an Höhepunkten und Schlüssen) kann sich das Vibraphon nicht durchsetzen.

Das Vibrato steigert die Tragfähigkeit und Durchsetzungsfähigkeit des Vibraphons, da sich der pulsierende Klang von anderen Instrumenten abhebt.

Klangverbindungen

Das Vibraphon gehört zu den melodieführenden Instrumenten innerhalb der Schlaginstrumente. Dies gilt für alle Stabspiele (Mallets): Glockenspiel, Xylophon, Marimbaphon, Lithophon. Die orchestralen Aufgaben der Stabspiele, die aus ihren Klangeigenschaften resultieren, sind unterschiedlicher Natur.

Vibraphon: Weicher Klang, langer Nachklang, dient der Verlängerung von Klängen oder Akkorden. In der tiefen Lage schwache, in der mittleren und hohen Lage stärkere Durchsetzungskraft gegenüber anderen Instrumenten. Kann sich gegen ein Orchestertutti nicht durchsetzen. Die Aufgaben sind gleichwohl harmonischer sowie solistischer Natur, besonders im Kontext kleinerer Besetzungen. Vibraphon + Holzblasinstrumente
Ähnlichkeit mit einem mit weichem Ansatz gespielten Klarinettenton. Eine gute Klangverbindung ergibt sich auch mit den Saxophonen.

Weitere Stabspiele

Glockenspiel
Der äußerst helle und hohe Klang versilbert melodische Linien, oktaviert melodische Linien in der höchsten Spitzenlage, verhilft ihnen zu mehr Durchsetzungskraft durch eine Aufhellung des Gesamtklanges. Im Kontext kleinerer Besetzungen erfüllt das Glockenspiel auch solistische Aufgaben. Xylophon
Mit Hilfe des kurzen und sehr hohen Xylophonklanges erreichen Tonfolgen ein scharfes Profil, das sich gegenüber einem Orchestertutti durchsetzen kann. Der Xylophonklang sticht aus jeder instrumentalen Klangverbindung heraus. Die Fähigkeit des Xylophons im Orchester ist die Zeichnung von Konturen, die sofort auffällt, und nicht die Verschmelzung mit anderen Klängen. Marimbaphon
Im Gegensatz zum Xylophon ist der weiche, warme, sanfte Klang des Marimbaphons in hohem Maße zu Klangverschmelzung mit anderen Instrumenten fähig. Seine Aufgaben sind vor allem harmonischer Natur, was auch seiner tiefen Lage entspricht. Die klangliche Durchsetzungsfähigkeit ist begrenzt.

Repertoire (Auswahl)

Konzert mit Orchester

  • Darius Milhaud
    • Konzert für Marimbaphon, Vibraphon u. Orchester (1947)

Vibraphon im Orchester

  • Darius Milhaud

    • Annonce faite à Marie (Oper, 1933)
  • Alban Berg

    • Lulu (Oper, 1935)
  • Werner Egk

    • Die Zaubergeige (1935, 1954)
  • Roy Harris

      1. Symphonie (1940)
  • Olivier Messiaen

    • Turangalîla-Symphonie (1949)
  • Leonard Bernstein

    • West Side Story (1957)
  • Karl Amadeus Hartmann

    • 6., 7., 8. Symphonie
  • Hans Werner Henze

    • Elegie für junge Liebende, Oper (1961)
  • Pierre Boulez

    • Pli selon pli, für Sopran und Orchester (1962)
  • Karlheinz Stockhausen

    • Gruppen für drei Orchester (1963)
  • Lesile Bassett

    • Echoes from an Invisible World (1976)

Ensemble Vibraphone

  • Pierre Boulez
    • Le marteau sans maître (1955)

Solo vibraphone

  • Mark Glentworth

    • Blues for Gilbert (1975)
  • Bogusław Schaeffer

    • Konstrukcje
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