Klassifikation: Aerophon, Polsterzungeninstrument, Blechblasinstrument
Material: Messing, Goldmessing, Neusilber, Goldlack
Mundstück: Bechermundstück (entspricht dem Tubamundstück)
Rohr: Länge 340 cm, Bohrungsverlauf zylindrisch
Mensur: Eng, Innendurchmesser 18,5 mm
Ventile: 5 Ventile (Senkung um 1, ½, 1½ Töne, Quartventil, 5. Ventil für Daumen der rechten Hand: großer Ganzton)
Stürze: Randdurchmesser 27 cm
Verstellbarer Stachel
Das augenfälligste Merkmal des Cimbasso ist das nach vorne gerichtete Schallstück, das in der richtigen Spielposition leicht nach unten geneigt ist. Das etwa 120 cm hohe Instrument wird im Sitzen gespielt und mittels eines höhenverstellbaren Stachels am Boden aufgesetzt. Die 5 Drehventile werden mit der rechten Hand bedient – das 5. Ventil mit dem Daumen der rechten Hand; die Trigger für die ersten zwei Ventile werden mit der linken Hand bedient.
Das Cimbasso wird meist von einem Tubisten gespielt, da es mit einem Bechermundstück (Tubamundstück) geblasen wird. Die Stimmungen sind heute in F und in Es (4 Ventile).
Vom Instrumententyp her entspricht das Cimbasso einer Ventil-Kontrabassposaune.
Unsere Cimbassos
Auch: Zylinderventil. 1835 von Joseph Riedl in Wien entwickeltes Ventil, das heute neben dem Périnet- bzw. Pumpventil bei Blechblasinstrumenten weltweit am häufigsten verwendet wird.
Der Ausdruck cimbasso entstand zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Italien – wahrscheinlich als Abkürzung für die Bezeichnung corno in basso (Basshorn). Obwohl cimbasso während des ganzen Jahrhunderts als Ausdruck im täglichen Gebrauch zwischen Musikern, Komponisten, Dirigenten, Verlegern und Instrumentenbauern zu finden ist, ist seine Bedeutung nur insofern eindeutig, als cimbasso einfach die Stimme unter den Posaunenstimmen, also die tiefste Bläserstimme, bezeichnete. Diese Bezeichnung als Stimme war während des ganzen Jahrhunderts in Italien konstant und findet sich in Opernpartituren von Bellini über Verdi bis Puccini. Allein die Instrumente, die diese Stimme ausführten, wechselten im Laufe der Zeit und von Region zu Region.
Zu Beginn des Jahrhunderts war dem serpentone, oft auch corno di basso (Basshorn) genannt, die Bassstimme der Bläsergruppe zugedacht. Eine aus England importierte Weiterentwicklung dieses Instruments war eine Art des serpentone in Fagottform mit neun Grifflöchern und aus Messing gefertigt. Sein Tonumfang entsprach dem alten serpentone. In dieser Zeit war der Begriff cimbasso Synonym für beide Arten des serpentone. Vermutlich ist das aus England stammende Instrument über das Militärmusikwesen und die Bühnenmusik in das Orchester vorgedrungen. Zwischen 1815 und 1820 ist es in der Mailänder Scala nachweisbar. Ähnliche Instrumente derselben Art sind in Italien später auch "Russisches Fagott" oder "Österreichisches Kontrafagott" genannt worden: Ihr Korpus war aus Holz, das Schallstück aus Messing, das Mundstück aus Horn. Die sechs Grifflöcher und zwei Klappen ermöglichten einen Tonumfang von C bis g1. Diese Instrumente sollen einen reinen und kräftigen Ton gehabt haben.
Serpent-Fagott
Ab den 30er Jahren breitete sich in Italien die aus Frankreich stammende Ophikleide aus, zuerst mit Klappen versehen, dann mit Ventilen. Der Unterschied zum Serpent in Fagottform – das als cimbasso in Gebrauch blieb – war der, dass die Ophikleide aus Metall war, nur Klappen aufwies und einen tieferen Tonumfang hatte (bis H1). Trotzdem wurde der alte Name cimbasso auch auf die Ophikleide angewandt. Die frühen Verdi-Opern in den 40er Jahren wurden demnach mit einer als cimbasso bezeichneten Ventilophikleide ausgeführt ("Oberto" 1839, "Nabucco" 1842, "Ernani" 1844).
Ophikleide
In den folgenden Jahren breitete sich in Italien der Bombardon aus, ein Bassinstrument, dessen Mensur im Lauf der Zeit immer weiter wurde. Gleichzeitig glichen sich die Ophikleide und der Bombardon in ihrer Bauweise einander an, so dass sie kaum unterscheidbar waren. Der Ausdruck Cimbasso ging so auch auf den Bombardon über.
Bombardon (= Basshorn) in Es (hohe Stimmung), Wien, Österreich, August Heinr. Rott, zwischen 1842/46. (Musikinstrumentenmuseum Schloss Kremsegg, Austria, Sammlung Streitwieser)
Holzbombardon, anonym, ca. Mitte 19. Jhdt. Leihgabe: Heimatmuseum Bad Hall. (Musikinstrumentenmuseum Schloss Kremsegg, Austria, Sammlung Streitwieser)
Die Tendenz, den Umfang und das Volumen der Bassinstrumente durch immer weitere Mensuren und einen größeren Konus zu erhöhen, führte seit Mitte des 19. Jahrhunderts zum Bau von tubaähnlichen Instrumenten mit gänzlich anderer Klangfarbe. Komponisten wie Verdi verlangten aber aus klanglichen Gründen nach enger mensurierten Instrumenten (z.B. für seine Oper "Aida" 1871), da diese sich besser als Bassstimme in einen harmonischen Posaunensatz eingefügt hatten. Dies führte im Jahre 1881 zur Geburt des modernen Cimbasso. Giuseppe Verdi inspirierte den Mailänder Instrumentenbauer Pelitti zur Konstruktion einer Ventil-Kontrabassposaune mit nach vorn gebogenem Schallstück. Für dieses konkrete Instrument hat Giuseppe Verdi (1813–1901) nach 1881 eigentlich nur zwei Partien geschrieben: "Otello" (1887) und "Falstaff" (1893). Trotzdem hat sich die Tradition etabliert, die tiefste Bläserstimme, die 4. Posaune auch der früheren Opern von Verdi mit dem "neuen Cimbasso" auszuführen. Diese Tradition erstreckt sich heute auch auf andere italienische Opern wie die von Gaetano Donizetti (1797–1848) und Vincenzo Bellini (1801–1835).
Die Cimbassostimme ist klingend im Bassschlüssel notiert, analog zur vierten Posaunenstimme.
Der Tonumfang des Cimbasso reicht von F1 – f1
In der Regel werden die Töne ab dem 2. Naturton verwendet, d.h. die Pedaltöne werden – im Unterschied zu den meisten zylindrischen Blasinstrumenten – nicht verwendet.
Die ausführbare Naturtonreihe reicht somit beim Cimbasso vom 2. bis zum 8. Naturton.
Durch die 5 Ventile lässt sich die Naturtonreihe des Grundtones F um 11 Stufen vertiefen, somit stehen folgende Naturtonreihen als Tonumfang zur Verfügung:
Naturtonreihe auf F1: Vom 1.–8. NaturtonNaturtonreihen von E1 abwärts bis Ges2: Vom 2.–8. Naturton
Die chromatische Skala ist über den ganzen Tonumfang lückenlos spielbar, wobei F1 der einzige Pedalton ist, alle übrigen Töne des Tonumfangs können als Naturton 2 und höher gespielt werden. Naturtöne 2 haben generell eine größere Klangsubstanz als Naturtöne 1.
Das Cimbasso ist ein sehr schwieriges Instrument, die Ansprache der Töne homogen und gleichmäßig.
Weite Sprünge können im Legato sehr gut überbrückt werden. Je größer das Instrument, desto schwerer sind Sprünge allerdings auszuführen. Melodisch-bewegte Basslinien gehören zu den Spezialaufgaben des Cimbasso.
Auf allen Tonhöhen gut ausführbare Spielweise. Möglich bis ca. MM 130. In der Tiefe sprechen die Töne etwas langsamer an.
Vibrato-Spielweise ist aufgrund des hohen Luftverbrauchs eingeschränkt möglich.
Sforzato
Forciertes kurzes Anblasen, danach schnelle Reduktion der Tonintensität.
Sforzatissimo
Forciertes kurzes Anblasen, danach Beibehaltung der Tonintensität.
Fortepiano
Rasche dynamische Reduzierung von forte auf piano.
Doppelzunge
Unübliche Spieltechnik, schwer auszuführen.
Tripelzunge
Äußerst schwierig auszuführen.
Gut ausführbare Spieltechnik.
Ein echtes Glissando ist nicht spielbar. Durch halb gedrückte Ventile lässt sich so etwas wie ein Glissandoeffekt vortäuschen.
Dämpfer werden eingesetzt, um das Klangvolumen herabzusetzen. Überdies wird die Klangfarbe heller.
Weich, warm, sanft, knackig, kompakt, metallisch, tragend, füllig, resonanzreich.
Das Cimbasso weist über den gesamten Tonumfang einen sehr homogenen Klang auf, dramatische Registerwechsel sind nicht feststellbar. Der Klang ist insgesamt von überraschender Weichheit und Wärme geprägt, füllig und resonanzreich.
Tiefes RegisterF1 – G
Der Klang dieses Registers ist voll, knackig und klar. Weniger metallisch und viel weicher als der Klang der Kontrabassposaune in derselben Lage, konziser und kompakter als der Klang der Tuba in derselben Lage.
Mittleres RegisterGis – g
Der Klang dieses Registers ist sehr weich, sanft, rund, mit hellen Klanganteilen.
Hohes Registergis – f1
Der weiche und sanfte Klang des Mittelregisters wird fortgesetzt.
Das Cimbasso als Bassstimme (4. Posaune) ist die Idealbesetzung. Das Ergebnis ist ein kraftvoller vierstimmiger Satz von kaum zu übertreffender Homogenität und Sonorität.
Das Cimbasso mischt sich aufgrund seiner Klangcharakteristik sowohl mit den Posaunen als auch mit den Tubas sehr gut. Auch mit Trompeten und Hörnern ergeben sich gute Klangverbindungen.
Die Kombination Cimbasso + Kontrafagott ergibt eine sehr weiche, volle Klangkontur.
Vincenzo Bellini
- Norma (1831)
Giuseppe Verdi
- Otello (1887)
- Falstaff (1893)
Gaetano Donizetti
- Opern
Giacomo Puccini
- Opern
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- 1881: Geburt des modernen Cimbasso
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