Kontrabassposaune

Kurzportrait


  • Name: Kontrabassposaune in F

  • Schreibweisen

    • Englisch: contrabass trombone in F

    • Französisch: trombone contrebasse

    • Italienisch: trombone contrabbasso in Fa

  • Klassifikation: Aerophon, Polsterzungen-Instrument, Blechblasinstrument

  • Material: Überwiegend Messing, oft Goldmessing; Neusilber

  • Mundstück: Kesselmundstück, etwas größer als bei der Tenorposaune

  • Rohr: Länge ca. 370 cm, Verlauf zylindrisch, nur am Schallstück konisch

  • Mensur: Eng, etwas weiter als die Bassposaune

  • Ventile: 2 Ventile (Es und B), As-Bogen (Ganztonbogen)

  • Stürze: Randdurchmesser ca. 29–30 cm

Die moderne Kontrabassposaune ist eine Zugposaune in der Grundstimmung F mit 2 Ventilen , die mit dem Daumen der linken Hand bedient werden. So ist es möglich, während des Spiels die Stimmung von F nach Es oder B1 zu senken. Bei Öffnung beider Ventile gleichzeitig ergibt sich die Stimmung As1. Haupteinsatzgebiete der Kontrabassposaune sind die Große Oktave und die Kontra-Oktave.

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Geschichte

Im 16. Jahrhundert gab es eine Oktavposaune (trombone doppio = doppelte Posaune), deren Stimmung eine Oktave unter der Tenorposaune lag. Die enormen Zuglängen (die Rohrlänge betrug etwa 6 Meter) erlaubten nur ein langsames Spielen. Versuche, den Zug aus vier Rohrteilen zu bilden (ein doppeltes U) und solcherart die Zuglängen zu halbieren – mit jeder Zugbewegung konnte eine doppelte Rohrverlängerung erzielt werden –, waren bereits im 16. Jahrhundert bekannt, spielten aber im Barock und in der Klassik keine Rolle.

Das Prinzip der doppelten U-Form nannte man Doppelzug oder Doppelposaune.

Erst der Deutsche Gottfried Weber konzipierte im Jahre 1816 eine Doppelposaune in F (1830 von Halary in Paris gebaut), die eine Verkürzung der Zuglängen sogar gegenüber der alten Bassposaune erlaubte. Diese Verkürzung bedeutete einen wesentlichen Fortschritt in der Spielpraxis.


Doppelzugposaune in F (tiefe Stimmung), vermutl. aus Markneukirchen, Deutschland, ca. 1820/30 (Musikinstrumentenmuseum Schloss Kremsegg, Austria, Sammlung Streitwieser)

C.A. Moritz baute um 1860 in Berlin eine Doppelzug-Kontrabassposaune in B (ohne Zusatzventil) für Richard Wagner, der diesem Instrument im "Ring" zum ersten Mal wichtige Aufgaben zuwies. In der Folge führten Komponisten wie Giuseppe Verdi ("Aida", 1871; "Requiem", 1874), Giacomo Puccini ("La Bohème", 1896), Richard Strauss und Arnold Schönberg ("Gurre-Lieder", 1911) die Stimme der 4. Posaune in immer tiefere Regionen, so dass sie nur mehr von der Kontrabassposaune bewältigt werden konnten.

Allen diesen Werken ist eine große Besetzung mit Sängerbeteiligung gemeinsam. Die Aufgabe der Kontrabassposaune war es vor allem, durch das nötige Volumen eine stabile und tragfähige Grundierung des 4-stimmigen Posaunensatzes zu bilden und (anders als die Tuba) sich in den homogenen Gesamtklang der Posaunengruppe einzufügen.

Ernst Dehmel verwendete 1921 zur Konstruktion einer verbesserten Kontrabassposaune das Prinzip der Tenorbassposaune, das bis heute üblich ist: eine Bassposaune in F, versehen mit 2 Ventilen (Es und in B), die jedes für sich oder gemeinsam geöffnet werden können. Beide gemeinsam senken die Stimmung auf As (eine Quint plus eine große Sekund). Diese Kombination von Bass- und Kontrabassposaune entspricht technisch dem von C.F. Sattler 1839 in Leipzig entwickelten System. Auch andere Ventile wie z.B. Es- und C-Ventile haben sich durchgesetzt. Das Doppelzugsystem ist daher heute nicht mehr üblich.

Notation

Die Kontrabassposaune wird im Bassschlüssel und nicht transponierend notiert.
In hohen Lagen erfolgt die Notation im Tenorschlüssel.

Tonumfang

Der Tonumfang der Kontrabassposaune reicht von As2 – c2

Tiefes Register As2 – c Mittleres Register cis – c1 Hohes Register cis1 – c2

Tonerzeugung

Die ausführbare Naturtonreihe reicht bei der Kontrabassposaune vom 1. bis zum 12. Naturton. Da der 1. Naturton anspricht, können auch Pedaltöne erzeugt werden.

Ohne Ventil

In der F1-Stimmung (bei geschlossenen Ventilen) sind anders als bei der Tenorposaune nur 6 Positionen (Zuglängen) spielbar. Jede Position erniedrigt die Naturtonreihe um einen Halbton. Gute Spieler können bis zum 12. Naturton überblasen.

Mit Es-Ventil

In der Es1-Stimmung (bei offenem Es-Ventil) sind 5 Positionen spielbar:

Mit B-Ventil

In der B2-Stimmung (bei offenem B-Ventil) sind 5 Positionen möglich:

Offene Ventile

In der As2-Stimmung (beide Ventile offen) sind 4 Positionen möglich:

Die Rohrlänge der F-Stimmung beträgt in der kürzesten (1.) Position 386 cm. In der B-Stimmung in der längsten möglichen (5.) Position beträgt die Rohrlänge 724 cm. Der/die PosaunistIn muss also beim tiefsten Ton der Kontrabassposaune eine fast 3,5 Meter längere Luftsäule in Bewegung setzen!

Es gibt auch Kontrabassposaunen, die kein B-Ventil (Quintventil), sondern ein C-Ventil (Quartventil) aufweisen.

Die Naturtöne Nr. 2 reichen bis Ges1 hinunter und haben eine größere Klangsubstanz als die entsprechenden Pedaltöne der Bassposaune.

In der Regel werden auch die Pedaltöne verwendet. Die Töne unterhalb des H2 sind in ihrer Tonhöhe nicht mehr eindeutig identifizierbar.

Spieltechniken

Allgemeines

Grundsätzlich gilt dasselbe wie bei der Tenorposaune und Bassposaune, wobei die Kontrabassposaune jedoch schwerer spielbar ist als diese.

Die Kontrabassposaune wird gerne für thematische Aufgaben in der Kontraoktave eingesetzt. Zu beachten sind jedoch Einschränkungen im tiefen Bereich, die mit dem hohen Atemverbrauch zusammenhängen. Legato-Spielweisen sind auf der Kontrabassposaune gut ausführbar, auch eine Marcato-Artikulation ist bereits im tiefen Bereich möglich. Die tiefsten Töne brauchen eine Vorbereitung. Gute Geläufigkeit im Mittelregister, wenn ein Quartventil (in C) vorhanden ist: Dies ermöglicht niedere Positionen im tiefen Bereich.

Einfachzunge

Leicht ausführbare Staccato-Spielweise. Hoher Luftverbrauch bei den tiefsten Tönen.

Sforzato

Sforzato

Forciertes kurzes Anblasen, danach schnelle Reduktion der Tonintensität.

Sforzatissimo

Forciertes kurzes Anblasen, danach Beibehaltung der Tonintensität.

Fortepiano

Rasche dynamische Reduzierung von forte auf piano.

Doppel-/Tripelzunge

Schnelle Bewegungen gehören nicht zu den instrumententypischen Spielweisen, Doppelzunge in den tieferen Regionen sowie Tripelzunge sind nicht ausführbar.

Flatterzunge

Artikulation: Ein rollendes R gegen die Vorderseite des Mundes. Der Klangeffekt ähnelt dem Geräusch einer Bohrmaschine.

Glissando

Glissandi sind über die maximale Zuglänge auf jedem Naturton (bis zum 12.) ausführbar, wobei die Ventile die entsprechenden Möglichkeiten erweitern.

Triller

Ventiltriller sind bedingt möglich, Lippentriller nicht ausführbar.

Spaltklang

Klangcharakter

Hart, metallisch, durchdringend, kraftvoll, dunkel, gespannt, dicht, dramatisch, heroisch, eruptiv.

Der Klang hat eine dunkle metallische Färbung und reicht vom tragfähigen und zurückhaltenden piano bis zu massiven Ausbrüchen.

Tiefes Register
Es1 – c

Gut ansprechende Pedaltöne durch die etwas weitere Mensur. Wichtigstes Gebiet für den Einsatz im Orchester, tiefste Stimme im 4-stimmigen Posaunensatz (4. Posaune), ermöglicht einen 4-stimmigen Posaunensatz im nach der Tiefe hin erweiterten Orchestersatz. Fundamentalbassfunktion, thematische Funktion, oktavierende Funktion. Klingt wie die Bassposaune, mit größerer Klangintensität.

Mittleres Register
cis – c1

Das Register schließt nahtlos an das tiefe an. Große Klangintensität.

Hohes Register
cis1 – c2

Entspricht der Lage der Tenorposaune, die Kontrabassposaune hat hier eine größere Klangkraft.

Klangverbindungen

Kontrabassposaune + Blechblasinstrumente

Kontrabassposaune + Posaunen

In Orchesterpartituren als 4. Posaune notiert, spielt sie häufig die Unteroktave der Bass- bzw. Tenorbassposaune. Ihre werden thematische Aufgaben sowie die Fundamentalbassstimme im 4-stimmigen Posaunensatz zugewiesen (Wagner, Verdi, Puccini, Strauss).

Kombination mit Tenor- und Bassposaunen zu einem mehrstimmigen Posaunensatz.

Posaune + Trompete

Trompeten mischen sich gut mit den Posaunen und hellen deren Klang auf.

Posaune + Horn

Weicher und voller Gesamtklang, der Metallklang der Posaunen wird von den Hörnern gedeckt.

Kontrabassposaune + Tuba

Im Unisono mit der Basstuba, von deren Klang sich die Kontrabassposaune sehr unterscheidet, sind Basslinien möglich. In Wagners Ring, bei Richard Strauss und in den "Gurreliedern" Schönbergs spielt sie auch die Oberoktave der Basstuba.

Ein Dämpfer gleicht den Klang der Kontrabassposaune dem der Basstuba an.

Die Tuba wurde und wird trotz des unterschiedlichen Klanges oft anstelle der Kontrabassposaune als Bass des Posaunenchores eingesetzt, vor allem um eine massive Grundierung des Klanges in Tutti-Stellen zu erreichen. Im Vergleich zur Tuba klingt die Kontrabassposaune jedoch viel konziser, konkreter und metallischer.

Kontrabassposaune + Holzblasinstrumente

Gemeinsam mit dem Kontrafagott und der Bassklarinette ergibt sich ein dunkler, warm durchdringender Klang, der vor allem für tiefe Basslinien genutzt wird.

Symbolik

Die Posaune ist als Symbol für das Jenseitige, das Übernatürliche, die Hölle, die Unterwelt zu sehen. Ihrem gewaltigen Klang wird die Macht zugeschrieben, die Schrecken und unbekannten Dimensionen dieser dunklen Welten im Zuhörer wachzurufen. Vor allem in Requiem-Kompositionen (Mozart, Berlioz, …) haben die oft vielfach besetzten Posaunen beim "Dies irae" und "Tuba mirum" die Aufgabe, die Furcht beim Übergang in die jenseitige Welt vor Augen zu führen. Es handelt sich somit um ein religiöses Symbol.

Die besondere Klanggewalt der Kontrabassposaune mit ihrer metallischen Komponente gemahnt an archaische Blechblasinstrumente.

Repertoire

Orchesterwerke

  • Richard Wagner

    • Der Ring des Nibelungen (1853-1874)
  • Giuseppe Verdi

    • Otello (1887)
    • Falstaff (1893)
  • Vincent d'Indy

    • Symphonie Nr. 2 (1902/3)
  • Giacomo Puccini

    • Manon Lescaut (1893)
    • La Bohème (1896)
    • Tosca (1900)
    • Turandot (1926)
  • Richard Strauss

    • Salome (1905)
    • Elektra (1909)
    • Die Frau ohne Schatten (1909)
    • Die Liebe der Danae (1940)
  • Arnold Schönberg

    • Gurrelieder (1911)
  • Anton von Webern

    • Sechs Stücke für Orchester, op. 6 (1910)
  • Alban Berg

    • Wozzeck (1922)
  • Max Butting

    • Symphonie Nr. 9
  • Pierre Boulez

    • Éclat/multiples (1970)
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